Herkunft. Die Thatsache ist richtig, obwohl sich bei Orrm auch gelegentlich zeress, redenn, efenn, dede, needle, slep (subst.) finden. Doch ist die Scheidung von anglisch-sächsischem & und northumbrischkentischem é (v. auch Möller, Das altenglische Volksepos s. 85) durch die Orrm'sche Schreibung allein noch nicht erwiesen, da, was bei Orrm gegolten hat, nicht für das ganze anglische Gebiet massgebend zu sein braucht. Es scheint zunächst das Ostanglische (nach Orrm's Schreibung und der Verkürzung von ae. & (= germ. got. ê) zu a bei ostmittelländischen Dichtern zu urteilen, obwohl Orrm selbst hier meist e hat) durchweg & für germ. got. ê besessen zu haben. Dieser el-Laut hat sich jedoch auch hier schon früh zu e' entwickelt, da wir bei allen ostmittelländischen Dichtern (von dem Dichter der Genesis and Exodus angefangen) zahlreiche Reime von e' mit e finden. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts reimen in Suffolk alle offenen und geschlossenen ê mit einander. v. Hoofe, Engl. Studien VIII s. 227 f. Gekürztes ae. ê, gleichviel welcher Herkunft, wird in der Regel zu ă; bemerkenswert ist lady; Verbalformen wie lente, left, ment, delt beruhen auf Analogiewirkung; desgleichen das pronomen any (Chaucer gewöhnlich any, selten eny), welches die den ältesten Urkk. geläufigste Form ist (neben seltenerem eny, ony); die jüngeren Lond. Urkk. haben meist eny. Ueber den Dialektunterschied s. bei ae. ê unter „Einzelheiten." ae. ŷ bei Erhaltung der Länge wird zu t. Die Lond. Urkk. haben nur vereinzelte Beispiele. Bei Chaucer findet sich „ê nur ausnahmsweise in Formen, die als eigentliche Cantianismen gelten dürfen, wie feer neben fyr." v. ten Brink Chauc. § 49. Für ws. ea vor ld haben die Urkk. und Chaucer ō, welches auf anglischem a beruht. Doch hat Chaucer ausnahmsweise auch helde, bihelde (v. ten Brink Chauc. § 48 β), dessen e, wo es als kurz zu fassen ist (v. Anm. s. 55), dem Süden Englands (wo ea vor ld nicht gedehnt und vielfach zu ě geworden) entlehnt sein muss. Doch fordern andere Reime bei Chaucer anglisches helde. Das nördliche England kennt hēlden, wēlden nur mit langem Vokal, weil umgelautetes ē (aus ā) hier durch Analogiewirkung aus der 2. und 3. sing. praes. manchmal auch in den infinitiv eingedrungen ist. ae. ea vor anderen l-Combinationen wird überall zu a. Ob anglisches a oder ws. ea zu Grunde liegt, lässt sich nicht entscheiden. Die Analogie von anglischem ā vor ld spricht für anglisches a auch hier. v. auch ten Brink Chauc. § 48 IV. ae. ea vor rd. Die Urkk. haben nur yerd (später einmal yard), dessen kurzes e auf Palatalumlaut beruht. Chaucer hat meist anglisches yērd mit langem Vokal, d. h. gedehntes ea vor rd. s. bei ae. ea. Für ae. ea vor anderen r-Combinationen haben die Urkk. und Chaucer a. Daneben findet sich vereinzelt e bei Chaucer (erme; v. ten Brink Chauc. § 48 IV γ), welches dem Süden entlehnt ist. Von ae. ea vor hund h-Combinationen sind nur wenige Beispiele in den Urkk. belegt; dieselben (wax und wex; eighte) stimmen mit Chaucer überein. ae. palatales sc + æ ergiebt überall a; shal, shapp. ae. io, co (ie, i, y als u-, o-Umlaut von i) ergiebt bei Chaucer und in den Urkk. meist i, seltener e: sylke, siluer (selten seluer in den Urkk.), sithen, aber cleped weil i(o) in offener Silbe mehr zu e neigte. Für ws. ie, i, y (i-Umlaut von ea, eo) findet sich e und zwar auch kurzes e vor ld in elde; es geht daraus hervor, dass e hier auf südöstlichem ae. ě (nicht anglischem ) vor ld beruht. s. auch S. 55 und Anm. Doch hat Chaucer auch anglisches ēlde, welches dem Lond. Dial. fremd war. ws. ie, i, y (Palatalumlaut). Die Urkk. haben meist six, sixte, seltener sexte, welches anglischem e entspricht. Doch kommt auch sex, sexte im Süden und umgekehrt sixte im nördlichen England in me. Zeit vor. Chaucer hat six. v. ten Brink Chauc. § 48 VII. ws. ie, y, i (Palatal + e). Es findet im Ganzen Uebereinstimmung der Urkk. mit Chaucer statt: v. yelde, yeldehalle, zerdes, foryeten; yeuen und yiuen; ferner yif, if; doch yet in den Urkk. (freilich selten belegt) weicht von Chaucer ab. s. S. 57. Das e ist ausserwestsächsisch und auch im Südosten der regelmässige Vertreter des ws. ie. Das i in yiue beruht auf Analogiewirkung und ist aus dem Anglischen in die Londoner Sprache eingedrungen. Die älteren Urkk. haben meist e, erst in den jüngeren überwiegt i. s. S. 56. Das i in yif, yit statt des zu erwartenden e ist der schwächeren Betonung dieser Wörtchen im Satze zu verdanken; v. die Vorsilbe ze- zu zi-, y-. Das öftere yet in den Londoner Urkk. ist entweder anglisch oder als betontere Nebenform zu betrachten. ae. éa wird zu e; auch sle(n). ae. éo, to wird wie bei Chaucer gewöhnlich zu ê (je einmal fryndes, prist in jüngeren Urkunden); doch syk (häufiger seek bei Chaucer; nur einmal seke in einer jüngeren Urk.), syknesse, tythes wie bei Chaucer. In einer jüngeren Urk. von 1423 einmal lose, welches (ebenso wie chose, shote, die jedoch in den Urkk. nicht belegt sind die Urkk. haben stets chese) auf Accentverschiebung beruht und aus dem nördlichen England in die Londoner Sprache eingedrungen ist. Auf ausserwestsächsischem é (ws. ie, ŷ, î) beruhen bei Chauc. und in den Urkk. here, nede, nere, sleue, nexte. Doch haben die späteren Urkk. zweimal westsächsisches nyxte. ae. a(o) vor nd: Chaucer scheint nur o gekannt zu haben. Dies überwiegt auch in den ältesten Urkk. bei weitem, doch haben dieselben schon vereinzelt a daneben, welches sich in den jüngeren Urkk. häufiger findet und aus dem Mittellande und Norden allmählich eindringt. Dass a hier keine orthographische Variante von o war und nicht etwa einen zwischen a und o liegenden Laut bezeichnete, beweist die spätere Entwickelung des ne., wo das nördliche a das südliche o fast ganz verdrängt hat, ein Process, dessen erstes Stadium unsere Urkk. enthalten. Bemerkenswert ist answere (s. S. 62), das mit Chaucer übereinstimmt. ae. a (o) vor ng erscheint in den Urkk. als o wie bei Chaucer. Doch einmal schon hanged in einer der ältesten Urkk. Von andern n- und m-Combinationen sind nur vereinzelte Beispiele aus späteren Urkk. belegt, von denen combe und lambe mit dem ne. übereinstimmen. Einflüsse des w auf folgenden Vokal: Es herrscht im Ganzen Uebereinstimmung mit Chaucer. wyte, wyke, doch vereinzelt wetyn, weke in älteren Urkk.; auch wedue, wedewe. Chaucer scheint nur witen, wike, widwe geschrieben zu haben. Auch sonst haben die Urkk. manchmal e für i nach w, doch ist i im Ganzen Regel, was mit Chaucer übereinstimmt. Dasselbe gilt auch für die folgenden Erscheinungen: womman; will, woll (vereinzelt wele, nel in den Urkk.); wordly (= worldly); worth, worship; worst (doch Chaucer werse, werst nach ten Brink, welches wie das einmalige werche in den Urkk. auf ausserws. e für ws. ie, y beruht); dagegen stets werk in den älteren Urkk. wie bei Chaucer; ferner whiche (selten wheche in den Urkk.), aber such(e) stets in den Urkk. Chaucer hat which(e) und swich(e) neben suche. Das dem Mittellande angehörige swich(e) scheint dem Londoner Dialekt fremd gewesen zu sein. Endlich suster in den älteren Londoner Urkk.; später einmal das an. Lehnwort sister. Chaucer schreibt gewöhnlich sister, doch einmal soster, welches mit lat. noster reimt und vielleicht auf ae. *swoster zurückgeht. v. Sievers Gram.2 § 72. Kurzes e vor rr und r + cons., gleichviel welcher Herkunft, ist in den älteren Lond. Urkk. wie bei Chaucer noch intakt; die jüngeren Urkk. haben schon einigemale den späteren Uebergang zu a. ae. @ + 3 und e + 3 werden wie bei Chaucer ai, ei geschrieben und haben beide den Lautwert ai. ae. ĉa + 3, h. Der Londoner Dialekt hatte anfänglich den Diphthong, welcher später durch die monophthongierten anglischen Formen verdrängt wird. Chaucer hat im Reime nur die anglischen Formen. s. das Nähere S. 71. Das Lehnwort dye, die ist fast nur in den jüngeren Urkk. belegt und hat selten die diphthongierte Form. Chaucer hat deyen und dyen. s. S. 70 f. ou. ae. a + w, z (h) erscheint wie bei Chaucer durchweg als ow, Nur einmal findet sich die nordenglische Form saules in einer jüngeren Urk. ae. ĉo + w ergiebt in der Regel ew, d. h. éu (das pronomen you hat aus den S. 74 angeführten Gründen eine besondere Entwickelung gehabt), doch haben die ältesten Urkk. in gewissen Fällen (s. S. 75) schon den Monophthong û entwickelt, der sich in den jüngeren Urkk. häufiger findet. Chaucer scheint noch durchweg éu gesprochen zu haben. In four, fourpe, trowthe hat sich wie bei Chaucer der Diphthong ou entwickelt. Daneben in einer jüngeren Urk. einmal forth. s. S. 75. Die Vokale in unbetonter Wort- und Satzstellung stimmen im Ganzen mit Chaucer überein. Die Flexionsendungen -en, -es, -ed sind auch bei Chaucer die normalen; v. ten Brink Chauc. § 62. Wie bei Chaucer lautet auch in den älteren Urkk. die Partikel by- in der Composition. v. ten Brink Chauc. S. 78. Die Partikel on- erleidet Schwächung zu an-, a- in Zusammensetzungen: anon; among, away, azeins, alyve. Das Präfix y- (ae. Je-) findet sich ausser in ynowz nur noch im participium praeter. und ist schon in den ältesten Urkk. selten, während Chaucer einen viel grösseren Gebrauch davon macht und bei ihm, obwohl selten, auch andere Verbalformen mit y- vorkommen. v. ten Brink Chauc. § 196 Anm. Von Wörtchen in unbetonter Satzstellung sind zu nennen: fro, from; and (in den Urkk. öfters an); than (als); that; also, als, as in derselben syntaktischen Verwendung wie bei Chaucer; nought, nat, letzteres stets in den ältesten Urkk. mit Chaucer übereinstimmend, später not; whanne, thanne in der Regel wie bei Chaucer. Doch haben die ältesten Urkk. schon einigemale when. Consonantismus. Die Bedingungen, unter denen c und 3 palatalisiert worden, sind dieselben wie bei Chaucer. Doch ist zu erwähnen, dass (nach ten Brink Chauc. §53) das nördliche -ly bei Chaucer gebräuchlicher ist als das südliche -lich(e), während in den ältesten Lond. Urkk. umgekehrt -lich(e) überwiegt. Dagegen die jüngeren Urkk. haben stets -ly, nur einmal -lich. Damit stimmt auch, dass sich euery in den jüngeren Urkk. fast ausschliesslich findet; die älteren haben euerich und every wie Chaucer. Auch haben die späteren Urkk. (und zwar nicht vor 1432-3) geue, geuen, gif, forgyf, während die älteren wie Chaucer nur die Palatalis kennen. Doch haben die ältesten Urkk. abweichend von Chaucer das subst. -gate Thor (Chaucer: yate v. ten Brink Chauc. § 123). ae. 3 wird zu w nach Consonanten, wenn kein urspr. i, j folgte. Die späteren Urkk. zeigen schon öfters den Gleitlaut o vor w. Anlautendes ae. h ist vor Vokalen durchweg erhalten. Doch haben die Urkk. auch einige Fälle von unorganischem h, welches zum Teil als palatale spirans gesprochen wurde und auf vulgärer Aussprache beruht. s. S. 100 f. Anlautendes ae. f ist vor Vokalen fast durchweg stimmlos geblieben, doch hat Chaucer auch ganz vereinzelte Ausnahmen, in denen die stimmhafte spirans aus dem Süden Englands sich festgesetzt hat. Die Urkk. haben einmal vyle. ae. w ist geschwunden in suche (Chaucer hat auch swiche s. oben), suster (Chaucer: sister, soster. s. oben), so, also; erhalten ist w in two, welches jedoch in den jüngeren Urkunden (schon einmal im Jahre 1387) öfters ausgelassen ist. ae. inlautendes t wird wie bei Chaucer in der Regel th (p) geschrieben und bedeutet stimmhafte spirans. Nur in den späteren Urkk. findet sich einigemale d. Doch haben die ältesten Urkk. schon übereinstimmend mit Chaucer das praeter. koude. Wo mehrere Consonanten zusammentreffen, da finden im Ganzen dieselben Erscheinungen wie bei Chaucer statt: blessed, answere, best, last, worship, frendship; hadde, hath; womman; han; hed, lord, lady; eche, such(e) (Chauc. auch swiche), which(e); euerich, cuery; (Engelond, Englond). Flexion. Die Flexion des Nomens stimmt im Ganzen mit Chaucer überein. Auch beim Zahlwort herrscht Uebereinstimmung. Nur die jüngeren Urkk. haben einmal sixthe. Die Pronomina weichen nur selten von Chaucer ab. Von dem Personalpronomen mögen angeführt werden: Die Urkk. haben nur I (y), niemals ich, welches sich auch bei Chaucer seltener als I findet. v. ten Brink Chauc. § 250 Anm. 1. she, sche stimmt mit Chaucer überein und gehört dem östlichen Mittellande an. Daneben haben die älteren Urkk. vereinzelt zhe. Die ältesten Urkk. haben noch ohne Ausnahme hem wie Chaucer, welches auch in den späteren Urkk. (einmal ham) überwiegt, doch haben die letzteren daneben schon vereinzelt die aus dem Mittellande und Norden eingedrungenen theym, them, thaym, pam, tham. Von den Possessiven sind zu bemerken: Das fem. singular pron. her(e), seltener hir in den Urkk. Nach ten Brink (Chauc. § 250 Anm. 3) war Chaucer nur hire, hir geläufig. Das plurale here ist wie bei Chaucer die gewöhnliche Form in den ältesten Urkunden. Doch findet sich daneben schon in der ältesten Urk. thair und ther. In den jüngeren Urkk. überwiegen die mittelländischen Formen theire, there das südliche here um ein Geringes, obwohl die Beispiele im Ganzen wenig zahlreich sind. Die Demonstrativa stimmen mit Chaucer überein. Der plural po zu pe, the ist noch erhalten. Zu pis lautet der plural this(e) und thes(e). |