Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Als eine solche ist die uns erhaltene Kopie von Oxford zu betrachten. Der Kopist hat den südlichen Dialekt der Vorlage in einer Reihe von Punkten der Mundart seiner Heimat näher gebracht, doch bei der Wichtigkeit der Sache verhältnismässig nur wenig zu ändern gewagt. Die Aenderungen von O machen übrigens trotz ihrer Inkonsequenz den Eindruck der Absichtlichkeit, da es sich mit Ausnahme von pat für pan nur um Vertauschung oder Auslassung der Endungen und Streichung des Präfixes i- handelt. Ein mittelländischer Schreiber, dem man den südlichen Dialekt in London in die Feder diktiert hätte, wie Skeat annimmt, würde seine Heimat auch im Niederschreiben der Vokale verraten haben.

Es geht aber nicht nur aus dem Dialekt der oben besprochenen ältesten Londoner Urkunde der Proklamation Heinrich's III. vom Jahre 1258, sondern, wie Murray a. a. O. treffend bemerkt, auch aus der geographischen Lage Londons, welches im alten Sachsenlande, den Grafschaften Sussex und Kent benachbart, gelegen ist, zweifellos hervor, dass die Sprache Londons ursprünglich ein wesentlich südlicher und zwar sächsischer Dialekt gewesen ist. Sehen wir aber in der genannten Proklamation schon eine frühe Einwirkung des grossen benachbarten anglischen Gebietes, so finden wir diesen Zug der Entwickelung am Ende des 14. Jahrhunderts weit vorgeschritten. Die Sprache Londons befindet sich in dem Stadium, welches wir aus den behandelten Londoner Urkunden kennen gelernt haben. Das Anglische hat hier grosse Ausdehnung gewonnen und das Sächsische zum grössten Teile verdrängt, doch weisen noch starke Ueberreste des südlichen Dialekts auf die ursprüngliche Herrschaft des letzteren hin. So vor allem die öfteren e sowie seltenes u für ae. y, welche sich in gewissen Fällen schon festgesetzt haben. Der e-Vokal weist zugleich auf den Südosten hin, während u auf südwestlichem Einfluss beruht. Das konstante o für ae. â sowie fast durchgehendes o vor gedecktem Nasal in den älteren Urkunden sind ebenfalls Laute, die ursprünglich nur dem Süden Englands angehörten und sich später auch über Teile des Mittellandes verbreitet haben. Südlich und auf sächsischem éa + h, 3 beruhend ist der in den älteren Urkunden überwiegende Diphthong ey, eigh (obwohl auch dem Ostmittellande, wie es scheint, nicht unbekannt), sowie das ziemlich rein erhaltene sächsische offene é (für germ. got. ê), welches sich zwar aus der Schrift, wie wir sahen, nicht erkennen liess. Als südöstlichen Ursprungs und nicht dem Anglischen entlehnt hatten wir e für ws. ie, y, i als i-Umlaut von ea, eo betrachtet. So wird auch ê für ws. ĉe, ŷ, (î) als i-Umlaut von êa, éo auf altostsächsischem é bezw. ĉo beruhen. v. übrigens Sievers Beitr. IX s. 203. Südlichen Vokalismus zeigen gleichfalls sixe, siæte neben sex, sexte und seltenes nyxte (streng südwestlich) neben gewöhnlichem nexte. Auf Erhaltung des ursprünglich südlichen Charakters weisen in so später Zeit gegenüber dem Mittellande auch die vereinzelten Verbalformen loki, lygge, sowie die in den älteren Urkunden noch fast durchweg massgebenden pronomina hem (= them) und here (= their) hin, welche im Norden und Mittellande vielfach von den entsprechenden anord. Formen verdrängt worden sind; ferner die Erhaltung der alten Flexion der Feminina im genitiv singularis (v. s. 111), die öfteren Plurale auf -n, von denen einzelne zwar auch dem Norden und Mittellande nicht fremd sind: halwen, breth(e)ren, childrin, eyren, hosen; der Abfall des -n im participium praeteriti starker Verben in den älteren Urkunden und endlich das öftere Präfix y- im partic. praeteriti.

Wie wir nun in der sprachlichen Entwickelung der Londoner Urkunden gegenüber der Proklamation von 1258 eine schon stark vorgeschrittene von Süden nach Norden gehende Richtung wahrnehmen können, so lässt sich ganz dieselbe Tendenz auch in den Londoner Urkunden selbst, welche einen Zeitraum von über 60 Jahren umspannen, deutlich verfolgen. s. Bem. zu yiue, giue S. 56 f.; inf. lose S. 60 und 155; ae. a (o) vor nd; ae. ĉa + 3, h; -liche, -ly, euerich, euery S. 87 f.; - geue(n), gif, forgyf S. 98; theym, them etc. S. 122; theire, there S. 126 f.; die Endung -en des partic. praeter. S. 142 f. Nur in einem Falle, nämlich bei eny, any, ony scheint sich gegenüber mittelländischem any, ony in den jüngeren Urkunden südliches eny festgesetzt zu haben. Doch sind die Beispiele nicht sehr zahlreich.

Im übrigen lassen sich auch bloss zeitliche (nicht zugleich auch dialektische) Unterschiede der Entwickelung in den Londoner Urkunden nachweisen. s. bei e vor rr undr + cons.; ae. éo + w;

ae. 3 nach conson., wenn urspr. kein i, j folgte; anlautendes ae. tw; sixthe s. Zahlwort.

Die Londoner Urkunden stimmen in Bezug auf den Dialekt, wenn man die erwähnten zeitlichen Unterschiede berücksichtigt, im Ganzen genau überein. Nur hin und wieder finden sich ganz vereinzelte abweichende Laute und Formen, welche dem Londoner Dialekt durchaus fremd sind. So die nördlichen saules (s. ae. a + w) und kepes (s. 134), welche offenbar durch Schreiber eingeführt sind, denen fremde Schriftbilder aus anderen Dialekten vorschwebten. In einigen Testamenten finden sich ab und zu volkstümliche Formen, die man als Vulgarismen bezeichnen kann, da sie noch heute dafür gelten und auch den übrigen Londoner Urkunden gänzlich unbekannt sind. s. bei ae. h im Anlaut. v. auch yido s. 79. Auch ist die Schreibung in einigen Londoner Urkk. mannigfaltiger und wechselnder als in anderen. Es hängt dies, wie auch die erwähnten Vulgarismen, zum Teil mit der Stellung des Schreibenden zusammen, der den besseren oder unteren Ständen angehören konnte oder überhaupt mit den Fähigkeiten, welche der Konzipient der Urkunde im Schreiben besass. Vergleiche die Testamente Nr. 28. 33. 43.

III.

Die Sprache der Staats- und Parlamentsurkunden steht dem Londoner Dialekte äusserst nahe und beruht im Ganzen auf derselben Grundlage. Doch enthalten die Staats- und Parlamentsurkunden eine Reihe nördlich-mittelländischer Laute und Formen, welche der Londoner Sprache entweder gänzlich fremd oder doch in demselben Umfang nicht darin vorhanden sind. So bevorzugen die Staats- und Parlamentsurkunden a vor nd in weit höherem Grade als die gleichzeitigen Londoner Urkunden. Es stehen die Parlamentsurkunden hier in geradem Gegensatz zu den Londoner Urkunden, während die Staatsurkunden mehr eine mittlere Stellung einnehmen. v. s. 63. In den Staats- und Parlamentsurkunden überwiegt das nördliche und mittelländische any, ony das südliche eny bei weitem. v. s. 46. Auch das praefix y- für ae. ze-, welches sich im Süden Englands erhalten hat, findet sich in den Staats- und Parlamentsurkunden weit spärlicher als in den Londoner Urkunden. v. s 79. Vergleiche auch das zu sholde, shulde s. 151 Gesagte. Ferner kommen die folgenden Einzelheiten hier in Betracht, welche sich in den Staatsund Parlamentsurkunden, aber nicht in den Londoner Urkunden finden: Oefteres miche. v. s. 38; thare, tharfore, wharby etc. v. s. 46; hald, halding, halden etc. v. s. 50; swiche, swyche, siche, syche v. s. 65 und 66; sal, sulde, englys, v. s. 96 und 97; dazu in den Staatsurkunden: Inglyssh, Inglond v. s. 32; v. s. 48; thofe v. s. 73; sho v. s. 123. mentsurkunden: ageynes, ageyns v. s. 98;

gud In den Parla

yaf v. s. 141.

Auch ist zu beachten, dass die Staats- und Parlamentsurkunden nicht mit den ältesten, sondern mit den späteren Londoner Urkunden gleichzeitig sind. Es haben daher auch die Staats- und Parlamentsurkunden die jüngeren Laute und Formen, wo sich zeitliche Unterschiede in den Londoner Urkunden fanden. Doch ist dies nur zum Teil nachweisbar, da in manchen Fällen die ältere traditionelle Schreibung beibehalten worden ist. Doch v. not s. 83; -ly, euery s. 88; their, thair s. 127; das partic. praeter. auf -(e)n s. 143.

Die Staats- und Parlamentsurkunden tragen im Ganzen denselben sprachlichen Charakter. Nur in wenigen Punkten lassen sich Unterschiede nachweisen. So findet sich a vor nd häufiger in den Parlamentsurkunden. Auch bevorzugen letztere die Pluralendung des Praesens ind. -en und -eth etwas mehr als die Staats- und Londoner Urkunden.

Einige Staats- und Parlamentsurkunden zeigen grösseres dialektisches Schwanken als die übrigen. So vor allem die Staatsurk. Pr., über welche man die Seiten 79 (praef. y-), 123 f. (hem, ham, thaim, thame etc.), 127 (here, their), 143 (Endung des partic. praet.) vergleiche. Die Parlamentsurkunde Reg. zeigt stärkere Beimischung südlicher Formen; vergl. Seite 29. Man könnte geneigt sein, das grössere Schwanken in einigen Urkunden sowie die vielfachen nördlich-mittelländischen Laute und Formen in den Staats- und Parlamentsurkunden den Schreibern wenigstens teilweise zur Last zu legen, da die Staats- und Parlamentsurkunden mit einer einzigen Ausnahme (Tr.) sämmtlich Kopien, wenn auch gleichzeitige, sind. Es ist nicht zu leugnen, dass einzelne nördlich-mittelländische Laute und Formen durch die Kopisten in die Staats- und Parlamentsrollen eingeführt sein können, wie wir vereinzeltes saules und kepes in den Londoner Testamenten fanden. Doch könnte dieser Grund nur für einzelne Erscheinungen, nicht aber für den im Ganzen nördlicheren Charakter der Staats- und Parlamentsurkunden stichhaltig sein. Viele Londoner Urkunden sind ebenfalls gleichzeitige Kopien. Auch stimmt die in die Parlamentsrollen eingetragene Petition der italienischen Kaufleute (I) mit den Londoner Urkunden bis ins Kleinste überein. Zur Eintragung der Staats- und Parlamentsakten in die betreffenden Rollen hat man sich jedenfalls geübter und zuverlässiger Kopisten bedient. Daher ist die Schreibung der Staats- und Parlamentsurkunden auch eine viel geregeltere und konsequentere, als die der Londoner Urkunden, wenn man überhaupt von Konsequenz hier reden darf.

Der im Vergleich mit den Londoner Urkunden mehr nördliche Charakter der Staats- und Parlamentsurkunden erklärt sich völlig aus dem Einflusse, den Mittelland und Norden in sprachlicher Hinsicht ausübten. Die offizielle englische Staats- und Parlamentssprache klammerte sich nicht engherzig an den Londoner Dialekt an, obwohl derselbe die Grundlage bildete, sondern indem sie zwischen Norden und Süden zu vermitteln suchte, schlug sie eine freiere der künftigen Entwickelung der Schriftsprache in manchen Punkten (v. bes. a vor nd) schon vorgreifende Richtung ein.

IV.

Die Sprache Londons als der geistigen und politischen Hauptstadt des Landes war, wie wir im zweiten Kapitel gesehen haben, nach der Verdrängung der französischen Schriftsprache am Ausgange des 14. Jahrhunderts dazu berufen, der fast gleichmässigen Herrschaft der englischen Dialekte ein Ende zu machen. Der Londoner Dialekt wurde, wie die erhaltenen Urkunden zeigen, in verhältnismässig kurzer Zeit die Sprache des privaten und offiziellen Schriftverkehrs auch für die übrigen Provinzen. Dieser schnelle Erfolg ist der Gunst der Verhältnisse zuzuschreiben. Der Londoner Dialekt war durch den Einfluss des Mittellandes und Nordens aus einem ursprünglich südlich-sächsischen zu einem mittelländischen und zwar ostmittelländischen Dialekte geworden. Es ist diese Erscheinung, wie auch die nördliche Tendenz, welche die Schriftsprache in späterer Zeit verfolgt, darauf zurückzuführen, dass das fast unmittelbar an die Hauptstadt grenzende anglische Gebiet (d. h. Mittelland und Norden) das sächsisch-kentische (den Süden) an Ausdehnung um mehr als das Doppelte übertrifft. Dazu kommt, dass die Sprache des Mittellandes, wie schon Trevisa in seiner 1387 vollendeten Uebersetzung von Higden's Polychronicon andeutet, die natürliche Vermittlerin zwischen Süden und Norden war. Man vergleiche die Worte Trevisa's im 59. Kapitel (ich citiere nach Morris and Skeat, Specimens of Early English II s. 242):

,,Also, of be forseyde Saxon tonge bat ys deled a pre, and ys abyde scarslych wip feaw vplondysch men, & ys gret wondur; for men of be est wip men of be west, as hyt were vndur þe same party of heuene, acordep more in sounyng of speche pan men of be norb wip men of be soup; per-fore hyt ys bat Mercij, þat bup men of myddel Engelond, as hyt were parteners of be endes, vndurstondep betre pe syde longages, Norberon & Souperon, þan Norberon & Souperon vndurstondep eyper oper. Al be longage of be Norphumbres, & specialych at York, ys so scharp, slyttyng & frotyng, & vnschape, þat we Souperon men may bat longage vnnepe vndurstonde."

Es ist die Entstehung und fernere Entwickelung der neuenglischen Schriftsprache mithin im Wesentlichen als ein Produkt der politischen und ethnographischen Verhältnisse zu betrachten. Dieselbe konnte sich unter den angegebenen Verhältnissen nur so und nicht anders entwickeln. Sie ist weder von Wyclif noch von Chaucer geschaffen, wenn auch bis zu einem gewissen Grade beeinflusst worden. Doch darf man diesen Einfluss nicht zu hoch anschlagen. Die ältesten Londoner Urkunden stehen dem Neuenglischen ungleich näher als dies bei Chaucer's Schriften der Fall ist (s. bes. bei ae. y) und entfernen sich mit der Zeit immer mehr von der Sprache des Dichters. Wyclif mag, wie ten Brink (Chaucer s. 4) bemerkt, grosse Massen des Volkes auf die Annahme einer gemeinsamen Schriftsprache vorbereitet haben. Auf die Prägung und Entwickelung der Schriftsprache selbst hat die von Wyclif und seinen Mitarbeitern ausgehende literarische Thätigkeit jedenfalls nur untergeordneten Einfluss ausgeübt (vergl. auch ten Brink Chaucer s. 3). Auch darf den Dichtern des 15. Jahrhunderts nicht, wie ten Brink (Chaucer s. 4) will, die Bewegung der Schriftsprache in nördlicher Richtung ausschliesslich zugeschrieben werden, da diese Richtung nur die Fortsetzung einer schon viel früher sich geltend machendeu Strömung bildet, deren Ursachen tiefer liegen. Der Kunstpoesie, welche sich vielfach in freieren Bahnen bewegte, kann überhaupt nur ein beschränkter Einfluss in diesen Dingen zugestanden werden.

Anders liegt die Sache bei Caxton. Caxton's Sprache ist im Grossen und Ganzen nichts anderes als die schon zum Gemeingnt vieler gewordene Londoner Schriftsprache. Ein typisches Beispiel

« AnteriorContinuar »