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Gegen diese zahlreichen Fälle (die sich leicht vermehren liessen) von o für u vor den verschiedensten Consonanten in geschlossener kurzer Tonsilbe, fallen ganz sporadische Schreibungen wie lufsoum (bei Knigge a. a. O. s. 27), sowie auch das in späten (Chaucer-) Handschriften sich findende wouke neben woke1), wuke nicht ins Gewicht. Es sind das Schreibungen, die sich durch den häufigen Wechsel von o und ou in romanischen und auch englischen Wörtern (in letzteren namentlich in späterer Zeit, wo ou in nebentoniger Silbe gekürzt und o geschrieben war) leicht erklären und ebensowenig beweisen wie vereinzelte Schreibungen southe (= sôthe): wrothe (v. Haussknecht, The Sowdone of Babylone s. XLIV) und ähnliche.

c) Die Reime bei Chaucer sprechen, wie ten Brink selbst gesteht (Chaucer § 35 Anm.) eher für Kürze als für Länge des Vokals. An einer anderen Stelle (Chaucer § 325) sagt er: ,Bemerkenswerth ist, dass schwebendes i und u in offener Silbe bei Chaucer so äusserst selten mit den entsprechenden Längen gebunden werden. (entsprechende Kürzen sind nicht vorhanden)". Doch führt er daselbst nur einen einzigen sicheren Reim von ae. mit î an (denn den Reim brike: Armorýke lat. Armorica kann ich ebenso wenig wie neyghebores dores dafür gelten lassen), in welchem nicht einmal englisches mit ae. î, sondern mit rom. î reimt. Wir finden ae. in offener Tonsilbe bei streng reimenden Dichtern im me. überhaupt nur ganz sporadisch mit im Reime gebunden. Da, wo solche Fälle vorkommen, ist der Reim in quantitativer Beziehung durchaus ungenau. Wer aber auf Grund solcher vereinzelter Reime dennoch die Möglichkeit einer Dehnung (etwa schwebenden Vokal) annehmen will, der kann durch die eben so häufigen (richtiger ebenso spärlichen) Reime wie site (ae. sittan): wite (ae. witan) und ähnliche (v. z. B. Havelock 366/67) leicht widerlegt werden.

Dasselbe gilt von den öfteren Reimen in nördlichen Denkmälern, wo ae. ŭ (me. ŭ, ŏ) mit ae. ô (me. ô, ú) und romanischem ô (= vulgärlat. Ŏ in offener Tonsilbe ausser vor Nasalen) reimt. v. die Beispiele bei Böddeker in d. Engl. Stud. II 353. Ullmann Engl. Stud. VII 424. Hoofe Engl. Stud. VIII 222. Behrens Beitr. z. Gesch. d. fr. Sprache in England I 152. In diesen Fällen war der Reim quantitativ durchaus ungenau, qualitativ jedoch annähernd richtig. Dagegen Reime von u, o (ae. u) mit urspr. nebentonigem gekürztem o (für ou = ae. u) sind quantitativ und qualitativ annähernd richtig. v. z. B. die Reime bei Robert of Gloucester (ed. Hearne). sone (ae. sunu): Wiltone s. 285. 296; sone: Southhamptone s. 469; sone: Kyngestone s. 469 etc. Seltener reimt u, o (ae. u) mit ô (= ae. o) wie sone (ae. sôna): ouercome (partic.) s. 219. 256. Vergl. übrigens die Ausführungen S. 186.

d) Dass die Vokale i, u in offener Tonsilbe im me. nicht ge

1) In diesem Worte kann o auch möglicherweise einen o'-Laut bezeichnen. v. das zu wode s. 65 Gesagte.

dehnt worden sind, dafür spricht auch der Umstand, dass die me. Hss. hier keine Doppelung des Vokals (über vereinzeltes ou für u, o s. früher) zum Zeichen der Länge setzen. Freilich könnte man einwenden, dass die ,,schwebenden" Vokale nicht mit den langen auf gleiche Stufe zu setzen und deshalb auch von den Schreibern nicht ebenso bezeichnet worden seien. Doch v. die früher bei der Quantität der Vokale angeführten Schreibungen wryttyn, commyng etc., welche direkt dagegen sprechen. Auf ten Brink's Bemerkung aber,,,dass in Wörtern wie sone, das bei Chaucer niemals mehr zweisilbig gebraucht wird (anders der plur. sones), gute Hss. das e am Ende nicht auslassen", ist zu erwidern, dass gute Hss., weil sie historisch treuer schreiben, das historisch überlieferte Schluss-e in der Schrift noch beibehalten, auch wo es schon verstummt ist. Uebrigens lässt sich der Schreibung sone die phonetisch richtigere sonne als beweiskräftiger entgegenhalten.

4) Zu ae. u s. 34 und ae. y s. 38.

Der Lautwert des ae. u in den Urkunden wurde annähernd als e, der von ae. y annähernd schon als bezeichnet. Im Folgenden sollen in aller Kürze die hauptsächlichsten Gründe angeführt werden, welche mir für die angegebenen Lautwerte zu sprechen scheinen.

ае. и kann im me. nicht mehr den alten u-Laut bezeichnet haben, sondern befand sich auf dem Wege der Entwickelung zu ne. . Beweise:

1) Das so häufige me. o für ae. u kann keine blosse graphische Variante für das Zeichen u gewesen sein. Dass es, wie ten Brink will, nicht den,,schwebenden" Laut bezeichnete, ist bei der Erörterung der ,,schwebenden Vokale" (S. 181 ff.) nachgewiesen worden. v. auch Holthaus in der Anglia VIII s. 135 Anm. Die englischen Gelehrten, von denen ich namentlich Murray und Sweet nenne, erklären das me. o,,as a purely graphic substitute for u in combination with letters of similar formation [w, u (= v), n, m], to avoid confusion." v. Sweet, Hist. of Engl. Sounds s. 609 (Trans. of the Philol. Soc.). Dagegen spricht schon die Thatsache, dass in den Texten, in denen zuerst o neben u zur Anwendung kommt, o auch in solchen Fällen gesetzt wird, wo kein „letter of similar formation" der Grund sein kann. v. oben S. 182 f. Andere Forscher haben o neben u ebenfalls als blosse graphische Variante, aber aus anderen Gründen erklärt. So sagt Böddeker, Altengl. Dichtungen S. 9 (und ähnlich Carstens, Zur Dialektbest. des me. Sir Firumbras. Kiel 1884 s. 14 ff.), dass die Schreibung o neben u,,eine Folge der neuen Wertung von „u“ (= u und u') einerseits, von ,,ou" andrerseits, und der daraus resultierenden orthographischen Unsicherheit" sei. Aber es ist doch unbegreiflich, dass man o für u hätte schreiben sollen, um einer Verwechslung mit uae. y, vorzubeugen. Indem man o wählte, setzte man sich ja einer neuen

Verwechslung mit dem älteren o (ae. o) aus. Uebrigens hatten nur der südwestliche Teil Englands und angrenzende Gebiete des südlichen Mittellandes u für ae. y (y) angenommen, während doch o für ae. u sich auch in dem übrigen England findet, wo es kein u für ae. y, ý gab. Die orthographischen Gründe halten bei genauer Beobachtung nicht Stich. Mir scheint gerade der Umstand, dass man frühe schon so häufig o neben u setzte, ohne letzteres aufzugeben, dafür zu sprechen, dass man den veränderten Lautwert des u mit o zu bezeichnen suchte, einem Vokal, welcher, wie Trautmann, Sprachlaute § 437 Anm. richtig bemerkt, den modifizierten ae. u-Laut am besten wiedergab. Allerdings haben sich gewisse Schreibergewohnheiten schon frühe herausgebildet, die wir bei ae. u und S. 182 f. hinreichend charakterisiert haben, doch ging, was der Kernpunkt der Frage ist, die Bezeichnung o für ae. u nicht von orthographischen, sondern von lautlichen Erwägungen der Schreiber aus.

2) Auch die me. Reime bestätigen unsere Ansicht. Im Norden Englands muss der ae. u-Laut im 14. Jahrhundert schon zum grössten Teile dem jetzigen e-Laute sehr nahe gewesen sein. Dies zeigen die zahlreichen Reime von ae. u mit ae. o wie loue: behofe etc. (v. S. 179), da ae. ô im Norden damals schon einen dem Neuschottischen entsprechenden e-Laut bezeichnet haben muss, wie dies

aus

Nicol's (Philol. Soc. Transactions 1877 VI) und Murray's (Philol. Soc. Trans. 1870-2 s. 51 f. Anm.) Ausführungen unzweifelhaft hervorgeht. Im übrigen England sprechen die öfteren Reime von me. u, o (= ae. u) : me. o (verschiedener Herkunft) und ô (ae. à, ô) 1), sowie die zahlreichen Reime von u, o (= ae. u) : 0 (gekürztes nebentoniges ae. u) bei Robert of Gloucester2) und anderen für einen veränderten ae. u-Laut, welcher annähernd e gewesen sein wird. Dass aber ae. u in mittelenglischer Zeit, wenigstens im Süden und südlichen Mittellande, noch nicht die Stufe des heutigen eerreicht hatte, scheint mir endlich daraus hervorzugehen, dass u = ae. y und u, o = ae. u im Reime niemals 3) mit einander gebunden werden.

1) v. die Beispiele bei Heuser, Die me. Legenden von St. Editha und St. Ethelreda. Göttingen 1887 s. 12. Ferner in Eule und Nachtigall: tunge : songe (Gesang) 1071/2; zomere : sumere 415/6; on God Ureisun of ure Lefdi: sumer: zeômer 39/40. Robert of Gloucester (ed. Hearne) sône: ouercome (part.) s. 219. 256. v. auch die Reime bei Hoofe (Dialekt von Suffolk) Engl. Stud. VIII 222.

2) v. S. 184 unten. Reime wie sone : Southhamptone zeigen uns die Zwischenstufe von ae. nebentonigem u' und ne., welche annähernde gewesen sein muss.

3) Scheinbare Ausnahmen sind die Reime in Eule und Nachtigall: uvele: fuzele (ae. yfel fuzol) 63/64; fuzele : puvele (ae. pyfel) 277/78. Doch hier reimen die Endungssilben, nicht die Stammsilben, wie öfters im Früh

=

Wir kommen hiermit zu der Frage, welchen Laut das me. u ae. y gehabt hat. Ich halte zunächst an der in jüngster Zeit von Holthaus 1) mit Unrecht angefochtenen Meinung fest, dass das Zeichen u für ae. y dem Anglofranzösischen entlehnt ist, welches doch in seinem u einen dem ae. -Laute engverwandtes Zeichen besass. Wir haben jedoch in der Uebertragung des anglofranzösischen u, dessen Aussprache bei der sich schon früh in England geltend machenden Entrundung der gerundeten Vokale etwas modifiziert gewesen sein wird, keinen Beweis zu erblicken, dass das ae. y sich noch als reiner -Laut erhalten hatte. Im Gegenteil, es sprechen verschiedene Thatsachen für eine frühe Entwickelung des ae. y zu einem nach hinneigenden Laute. Dass das ae. y im Mittelenglischen, namentlich im späteren Mittelenglischen eine Art e-Laut (im früheren Mittelenglischen jedenfalls mehr geschlossenen Laut) wie im heutigen Canterbury 2) bezeichnet haben muss (wobei nicht ausgeschlossen ist, dass sich in einigen Gegenden ein dem ae. y näher stehender Laut noch erhalten haben mag), erweisen die folgenden Kriterien:

1) me. uae. y, ŷ reimt bei den meisten südlichen Dichtern mit e, ê (= ae. e. ê). Wenn aber bei Robert of Gloucester und andern südlichen Legendendichtern die me. u (ae. y, ŷ) nur unter sich und nicht mit i und e reimen, so ist das noch kein Beweis, dass sich hier ae. y ungetrübter erhalten hatte, sondern wir werden vielmehr daraus schliessen, dass die letztgenannten Dichter grösseren Wert auf Reinheit der Reime legten.

2) u wird graphisch auch für e, é (ae. e, ê, eo, éo) gesetzt. Dieses u kann jedoch nicht das mit o wechselnde u (= ae. u), sondern muss das auch für ae. y, ŷ gebräuchliche und mit e, ê reimende anglofranzösische u-Zeichen gewesen sein.

3) Das Zeichen u wird in zahlreichen Fällen als Vokal der unbetonten Endsilben verwandt. Es wechselt mit e und seltenem i. Auch hier kann nur das in nr. 2 bezeichnete anglofr. und mittelenglische u ae. y), nicht aber me. o, u = ae. u zu Grunde liegen.

mittelenglischen. In anderen Fällen ist ae. y durch Analogiewirkung zu u geworden, welches dann regelrecht mit ae. u reimt; so z. B. me. mune, mone (ae. myne) durch Anlehnung an me. munen (ae. munan); me. cume, come (ae. cyme) wegen me. cumen, comen (ae. cuman) und andere.

1) In Anglia VIII 124 ff. Obgleich ich mit Holthaus in manchen Punkten übereinstimme, so habe ich doch an seiner Beweisführung, worin verschiedenartige Dinge zusammengeworfen werden, vieles auszusetzen.

2) Ich meine Canterbury mit der Aussprache, obwohl viele jetzt auch et sprechen.

Berichtigungen und Nachträge.

S. 2 Z. 4 der Anm. 2 lies „Heinrich's" für „Heinrich".

S. 22 Z. 2 der Anm. streiche „I wrote (ae. wrât) U". v. S. 142 oben.
S. 24 Z. 23 f. Den Beispielen doynges, gadrynges etc. ist keperes

G2 8/1 hinzuzufügen.

S. 24 Z. 3 von unten. Statt „Syncope in sirs U" lies „Kein Belag". S. 27 Z. 14 f. Statt „dagegen unterscheidet G2 unbet. nat von bet. nouzt" lies „G2. G3 haben unbetontes nat und nouzt". v. übrigens S. 83 oben. S. 28 Z. 12 ff. Statt „Frühe Synkope etc. etc." lies „Ueber last s.

Steigerung der Adjectiva S. 117".

S. 30 Z. 7 von unten. Streiche „* gadri oder". v. übrigens Sievers Angels. Gram.2 S. 228, wo einige andere Beispiele angeführt werden, in denen „Umlaut der ersten Silbe eines dreisilbigen Wortes durch den Vokal der Schlusssilbe erzeugt wird". Ebenso ist me. heruest auf anglischem Boden zu erklären.

S. 31 Z. 18. „spende" ist zu streichen und zu „sende" Z. 26 zu stellen. S. 33 Z. 16 „stykke, stikked (ae. stician!)" ist zu streichen und bei b) Z. 22 unterzubringen. Der doppelte Conson. bezeichnet nur die Kürze des Vokals.

S. 35 Z. 3. Statt „su" lies „su".

S. 36 Z. 6 von unten. Streiche „borwes G2 8/4"; es entspricht ae.

plur. borzas zu ae. sing. borz, borh.

Statt 97/13 lies 97/3.

Statt „gyrdell" lies „gyrdyll" und füge die Belegstelle

Statt 132/12 lies 132/22.

Statt „lened" lies „leued."

S. 39 Z. 2.

S. 39 Z. 26.

W 42/20 hinzu.

S. 40 Z. 5.

S. 44 Z. 23.

S. 51 Z. 15.

S. 56 Z. 13.

Statt „Gilde" lies „infin."

S. 58 Z. 13.

statt U.

Streiche „mark (ae. mearc), eine Geldmünze" nebst den

Belegstellen, da das ae. Wort marc lautet.

S. 59 Z. 22.

M 3; free M 11" ein.

Hinter „leue" füge „dat." ein. In Z. 14 lies M 36

Statt „frêolic" lies „frêolice". Vor „frelich" füge „fre

S. 60 Z. 5 von unten. Füge „Gr.1" zu „ferthing, ferthynges" als Belegstelle ein.

S. 61 Z. 12. Statt 7/3, 6 lies 7/36.

S. 62 Z. 6 von unten. Zu bond(es) ist zu bemerken, dass im ae.

nur bend belegt ist.

S. 64 Z. 8. Statt „wykked" lies „wykked".

S. 64 Z. 8 von unten lies 18 statt 17 an zweiter Stelle.

S. 67 Z. 7 statt „e-Laut" lies „e-Laut".

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