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benfalls zeigt diese Combination Vogt-Hadländer ein tieferes Studium auf Seiten About's als irgend wie aufzutreiben wäre in den,,Studien“ des deutschen Dâ-Dâ.

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In einem Programm, das Dâ-Dâ Vogt mit ungeheurer Heiterkeit vom ersten April datirt, nämlich vom 1. April 1859, rief er Democraten verschiedener Färbung zur Mitarbeit an einer Zeitung auf, welche zu Genf erscheinen und die decembristisch-russische Ansicht seiner Studien propagiren sollte. Vorsichtig abgefaßt, wie das Programm natürlich sein mußte, lukt der Pferdefuß gelegentlich aus der löschpapiernen Decke. Doch verweilen wir nicht dabei.

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Am Schluß des Programms ersucht Vogt seine Adressaten um Angabe von „Gesinnungsgenossen“, die „in den ihnen geöffneten Zeitungen und Journalen in gleichem Sinne zu wirken bereit wären. Auf dem Centralfest zu Lausanne erflärt er, er habe ein Programm entworfen mit einer Einladung an diejenigen welche demselben folgen wollten um gegen angemessenes Honorar in den ihnen zu Gebot stehenden Organen der Presse zu wirken." (p. 17 Centralfest 2c.) Endlich in einem Brief an Dr. Löning heißt's: „Kannst Du mich mit Leuten in Ver bindung bringen, die von Frankfurt aus Zeitungen und Journale in diesem Sinne bearbeiten können? Ich bin erbötig sie für die Arbeiten, von denen mir ein Abdruck eingesendet wird, anständig zu honoriren." (Hptb. Documente p. 36.)

Die Gesinnungsgenossen" des Programms werden auf dem Centralfest zu Lausanne diejenigen welche“, und „diejenigen welche" verwandeln sich dem Dr. Löning gegenüber in,,Leute", Leute sans phrase. Vogt, dem Generalsäckelmeister und Generalrevisor der deutschen Presse, find,,Fonds zur Disposition gestellt" (1. c. p. 36), nicht nur um Artikel in Zeitungen und Journalen“, sondern auch um,,Brochüren" (1. c.) zu honoriren. Man begreift, daß eine Agentur auf dieser Stufenleiter ganz bedeutende „Fonds" erheischt.

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(aijer droni)

Aber zu welchem Zwecke sollten Zeitungen, Journale, Brochüren von denjenigen welchen,,bearbeitet und dem Vogt eingesendet“ und von ihm „anständig" honorirt werden? Es gilt Italien", nichts weiter; denn um die Gefahr am Rhein abzuwenden,,,scheint“ es Herrn Vogt von Vortheil Louis Bonaparte in Italien verbluten zu machen." (1. c. p. 34 Programm.) Nein,,,es gilt nicht Italien." (Brief an Dr. Löning 1. c. p. 36.) Es gilt Ungarn.“ (Brief an Herrn H. in N. 1. c.) Nein, es gilt nicht Ungarn. Es gilt ..... Dinge, die ich nicht mittheilen kann." (1. c. Documente p. 36.)

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Eben so widerspruchsvoll wie das Ding das es gilt, ist die Quelle, woraus die anständigen,,Fends" fließen. Es ist ein entfernter Winkel der französischen Schweiz." (Hptb. p. 210.) Nein,,es sind ungarische Frauen vom Westen."

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Hartmann im I vein läßt den Vogt, wohl auf seinen Meinungszwist mit den Berner Müßen anspielend, dagegen sagen:

"von Bêrn mac wol heizen ich,
wand ich dâ nîht ze schaffen hân."

Dieser Hartmann jedoch nicht zu verwechseln mit Vogt's Freund, dem lyrisch-pare lamentarischen Weichthier gleichen Namens.

(Brief an Karl Blind, Beilage zu No. 44 der Allg. Zeitung vom 13. Februar 1860.) Umgekehrt, es sind masculini,,im Bereich der deutschen und namentlich der östreichischen Polizei" (p. 17 Centralfest). Nicht minder chameleonartig als Zweck und Quelle, ist die Quantität seiner Fonds. Es sind einige Franken (Hptb. p. 110). Es sind kleine Fonds" (p. 17 Centralfest). Es sind hinreichende Fonds um alle Leute anständig zu honoriren, die in der deutschen Presse und Brochüren Vegtisch wirken können. Endlich zum Ueberfluß ist auch die Bildungsweise der Fonds zwieschlächtig. Vogt hat sie,,mit Mühe und Noth zusammens gefcharrt" (Hptb. p. 210). Nein, sie sind ihm zur Disposition gestellt.“ (1. c. Documente p. 36.)

„Wenn ich nicht irre", sagt die „,abgerundete Natur“, so „heißt bestechen so viel als jemand durch Geld oder andre Vortheile zu Handlungen und Aeußerungen bewegen, welche seiner Ueberzeugung entgegengesezt find" (1. c. p. 217). Weffen Ueberzeugung es also entspricht sich kaufen zu lassen, kann nicht bestochen wer den, und wessen Ueberzeugung es widerspricht, kann wieder nicht bestochen werden. Wenn die Pariser Ministerialfection für die auswärtige Presse Schweizer Blättern z. B. die 250 Frs. kostende und täglich erscheinende Pariser lithographirte Correspondenz für den halben, für den Viertelspreis, ja gratis anbietet, und,,wohlgesinnte Redactionen“ aufmerksam macht, daß sie in wachsendem Verhältniß noch auf einen baaren monatlichen Zuschuß von 50, 100 und 150 Frs., je nach der Reüssite“ rechnen können, so ist das bei Leibe keine Bestechung. Die Redactionen, deren Ueberzeugung die tägliche Correspondenz und die monatliche Zulage widerspricht, werden nicht gezwungen die eine auf und die andre anzunehmen. Und ist Granier de Cassagnac,,bestochen“, oder La Guerronière, oder About, oder Grandguillot, oder Bullier, oder Jourdan vom Siècle, oder Martin und Boniface vom Constitutionnel oder_Rochaid Dâ-Dâ Albert? Jit es einer zahlungsfähigen Handlung oder Aeußerung je in ihrem Leben passirt, in Conflict mit der Ueberzeugung dieser Herren zu gerathen? Oder hat Vogt z. B. den Agenten eines gewissen ihm früher feindlichen Schweizer Blattes bestochen, als er mehrere 100 Exemplare seiner,,Studien gratis zur Verfügung stellte? Sonderbare Einladung jedenfalls, diese Einladung Vogt's an Publicisten, in den ihnen zu Gebote stehenden Organen im Sinne ihrer eignen Ueberzeugung zu wirken und für dies Wirken ihr Honorar zu empfangen durch das Organ des Herrn Carl Vogt zu Genf. Daß Vogt das Honorar, welches eine bestimmte Zeitung ihren eignen Mitarbeitern zählt, mit den geheimen Subsidien zusammenwirft, die ein dritter Rerl aus anonymer Casse ten Correspondenten ihm wildfremder Zeitungen, ja der Presse eines ganzen Landes anbietet, dies quid pro quo beweist wie sehr sich der deutsche Da-Dâ in die Moral des 2. December,,verarbeitet" hat.

An der Quelle faß der Knabe. Aber an welcher Quelle ?

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Statt der von Vogt beabsichtigten Wochenschrift,,die neue Schweiz" erschien später zu Genf die Neue Schweizer Zeitung", gestiftet von Dâ-Da's vieljährigem ifreunde, Herrn A. Braß. An einem kühlen Novembermorgen erklärte nun Herr Braß zum Erstaunen von ganz Gehf, er habe,,in einem Briefe an Vogt den französischen Futtertrog zurückgewiesen, den Vogt ihm habe vorseßen wollen." Er erklärte sich gleichzeitig bereit gerichtlich für seine Denunciation einzustehn. (Neue Schweizer Zeitung vom 12. Novbr. 1859.) Und der Hahn, oder vielmehr der Kapaun, der bisher so lustig gefräht hatte, verstummte, sobald er auf seinem eignen Düngerhausen zerzaust ward. Der Neu-Schweizer, Cantonsbürger von Bern und Genfer Ständerath" war jest mitten in Genf von einem seiner notorischen“ Freunde öffentlich eines Bestechungsversuchs mit franzöfischem Geld angeklagt. Und der Genfer Ständerath verstummte.

Man glaube nicht etwa, daß Vogt die,,Neue Schweizer Zeitung" vornehm ignoriren konnte. Die Denunciation gegen ihn erschien, wie gesagt, in der Num

mer vom 12. November 1859. Kurz nachher brachte dasselbe Blatt eine pikante Characteristik Plon-Plon's und die Revue de Genève, das Organ des Genfer Dictators James Fazy, protestirte sofort in einem vierspaltigen Leitartikel. (Revue de Genève vom 6. Decbr. 1859.) Sie protestirte "au nom du radicalisme Genèvois", im Namen des Genfer Radicalismus. Solches Gewicht legte Games Fazh selbst der „Neuen Schweizer Zeitung" bei. Der vierspaltige Leitartikel der "Revue de Genève" zeigt Vogt's mithelfende Hand unverkennbar. Braß selbst wird gewissermaßen entschuldigt. Nicht er sei der Urheber des Plon-Plon Attentats, sondern nur irregeleitet. In echt Vogt'scher Manier wird das corpus delicti demselben V. Häfner aufgebürdet, ten Vogt auch im „Hauptbuch“ (p. 188) verdächtigt widerwärtige persönliche Scandalgeschichten über den Kaiser und den Prinzen Napoleon“ zu schreiben und eben so wenig fehlt die bei Vogt unvermeidliche Anspielung auf den berüchtigten badischen Exlieutenant Klosmann“ als Berner Correspondenten der Allg. Zeitung. (Vgl. Hptb. p. 198.) Verweilen wir einen Augenblick bei dem Protest, den der Herr und der Knecht, James Fazh und Karl Vogt im Namen des Genfer Radicalismus“ und zur Ehrenrettung Plon-Plon's am 6. Decbr. 1859 in der "Revue de Genève" veröffentlicht haben.

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Braß wird angeklagt, er suche,,seine deutsche Meinung von Frankreich durch Beleidigung eines Prinzen des Hauses Bonaparte zu befestigen." Plon-Plon, wie man in Genf schon lange wisse, sei ein Liberaler vom reinsten Wasser, der zur Zeit seines Exils großmüthig ausschlug eine Rolle am Hofe von Stuttgart oder selbst von Petersburg zu spielen." Nichts würde lächerlicher sein als ihm die Idee der Bildung einer kleinen Souveränetät hier und dort, eines etrurischen Königreichs etwa, wie es der injuriöse Artikel der Neuen Schweizer Zeitung thut, unterzuschieben. Der Prinz Napoleon, stark im persönlichen Gefühl seines Genies und seiner Talente, schätzt sich zu hoch für diese elenden kleinen Throne." In Frankreich vielmehr,,,dem CentrumfhoherCivilisation und allgemeinen Anstoßes", zieht er vor den Marquis Posa bei seinem erlauchten Cousin,,als Bürger-Pring" (prince-citoyen) zu spielen.,,Sein Cousin achtet und liebt ihn, was man immer davon sagen mag." Der Prinz ist nicht nur Bonaparte's Marquis Posa. Er ist ,,der uninteressirte Freund" Italien's, der Schweiz, kurz der Nationalitäten. „Der Prinz Napoleon, wie der Kaiser, ist ein großer National-Deconom.... Sicher, wenn jemals die guten Prinzipien der politischen Deconomie in Frankreich siegen, wird der Prinz Napoleon viel dazu beigetragen haben." Er war und ist Parteigänger der unbeschränktesten Preßfreiheit", Gegner aller Polizei-Präventiv-Maßregeln, Träger der Freiheitsideen im weitesten Sinn des Worts, in ihrer Theorie, wie in ihrer Anwendung." Findet er des Kaisers Ohren seiner EgeriaStimme verstopft durch böse Umgebungen, so zieht er sich würdevoll zurück, aber ,,ohne zu schmollen." Es ist nichts,,als sein Verdienst, das ihn den Verläumdungen Europa's ausgesezt hat." Die Feinde Frankreich's fürchten ihn, weil er sich auf den revolutionairen Beistand der Völker Europa's stüßt, um ihnen ihre Nationalität und ihre Freiheit wieder zu geben." Also verkanntes Genie, Marquis Poja, Egeria, National-Deconom, Hort der unterjochten Nationalitäten, Democrat vom reinsten Wasser — und sollte man es für möglich halten? Plon-Plon ist "habile comme général et brave comme tout officier français" (gewandt als General und tapfer wie jeder französische Offizier).,,In dem orientalischen Feldzug während und nach der Schlacht an der Alma hat er das bewiesen." Und in der italienischen Campagne hat er sein Armeecorps von 50,000 Mann (das bekannte Corps de Touristes, ich hätte beinahe gesagt Corps de ballet),wohlorganisirt und hat er in kurzer Zeit einen schweren Marsch durch ein bergiges Land zurückgelegt, ohne daß seiner Truppe irgend etwas mangelte." Die französischen Soldaten in der Krim tauften bekanntlich das Kanonenfieber la maladie Plon-Plonienne und wahrscheinlich zog sich Plon-Plon nur von der Halbinsel zurück we

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gen des um sich greifenden Mangels an Lebensmitteln. „Wir“, schließt die "Revue de Genève" triumphirend b,,,wir haben ihn — nämlich den Plon-Pløn —gezeigt wie er ist. Hurrah für General Plon-Plon!

Kein Wunder also wenn Vogt sagt, er habe seine Kriegscasse aus „,democra tischen Händen" empfangen. Plon-Plon, der Prince Rouge ist Vogt's wie Fazy's Ideal, gewissermaßen der verwünschte Prinz der europäischen Democratie. Vogt konnte sein Geld aus keinen reinern democratischen Händen erhalten als aus den Händen Plon-Plon's. Selbst wenn ein Theil der von Plon-Plon's erlauchtem Cousin Herrn Kossuth direct übermachten Gelder durch ungarische Hände in die Hände Vogt's gespielt worden, so blieb ihr „Ursprung ein Grauen“, aber aus Plon-Plon's Händen! Selbst die Gelder, die Vogt zur Zeit des Neuenburger Handels von der Gräfin C........, Klapka's Freundin, empfing, mochten aus delicatern Händen kommen, unmöglich aus reinern und democratischeren Händen. Plon Plon est voluptueux comme Heliogabale, lache comme Ivan III. et faux comme un vrai Bonaparte, sagt ein bekannter, franz. Schriftsteller. Das Schlimmste was PlonPlon angerichtet hat, war seinen Cousin zum homme sérieux zu machen. Victor Hugo konnte noch von Louis Bonaparte sagen: n'est pas monstre qui veut, aber seitdem Louis Bonaparte den Plon-Plon erfand, concentrirte sich auf den Mann in den Tuilerien die geschäftliche, auf den Mann in dem Palais Royal die groteske Seite des Imperialistischen Januskopfes. Der falsche Bonaparte, der der Neffe seines Onkels ist, ohne der Sohn seines Vaters zu sein, erschien echt gegenüber diesem echten Bonaparte; so daß die Franzosen immer noch sagen: l'autre est plus sur. Plon-Plon ist zugleich der Don Quixote und der Hudibras des Bas Empire. Hamlet fand es bedenklich, daß Alexander's Asche vielleicht bestimmt sei das Spundloch eines Bierfasses zu verstopfen. Was würde Hamlet sagen, wenn er den aufgelösten Kopf Napoleon's auf den Schultern Plon-Plon's erblickte!

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Obgleich Vogt den Hauptstock seiner Kriegscaffe aus dem französischen Futtertrog" bezog, mag er allerdings nebenbei zur Maskirung des Futtertrogs ostensible Sammlungen von einigen Franken" unter mehr oder minder democratischen Freunden veranstaltet haben. So lösen sich einfach seine Widersprüche über Quelle, Quantität und Bildungsweise seiner Fonds.

Vogt's Agentur beschränkte sich nicht auf „Studien“,,,Programm“ und Werbebüreau. Auf dem Lausanner,,Centralfest" verkündete er den deutschen Arbeitern in der Schweiz L. Bonaparte's Mission zur Befreiung der Nationalitäten, natürlich von radicalerm Standpunkt als in den für den deutschen liberalen Phis lister bestimmten „Studien“. Während er hier durch tiefe Durchdringung des Verhältnisses von „Stoff und Kraft“ zur Ueberzeugung gelangt war, daß,,,an die Erschütterung und Auflösung der bestehenden Regierungen in Deutschland" nicht gedacht werden könne (p. VII. Studien, Vorrede) und dem,, deutschen Bourgeois" (1. c. p. 128) namentlich zurief,„,sich zu Herzen zu nehmen", daß die bonapartistische ,,Befreiung" Italien's,,vor Revolution" in Deutschland schüße, delehrt er die deutschen Arbeiter umgekehrt, daß,,Oestreich der einzige Haltpunkt für die Fortdauer ihrer (ter deutschen Fürsten) Existenz ist." (,,Centralfest 2c. p. 11.) „Ich habe euch eben gesagt", sagt er,,,daß dem Auslande gegenüber kein Deutschland existirt, daß es erst geschaffen werden muß, und meiner Ueberzeugung nach nur geschaffen werden kann in Gestalt eines Bundes von Republiken ähnlich demjenigen der schweizerischen Eidgenossenschaft." (1. c. p. 10.) Dieß sagte er am 26. Juni (1859), während er noch am 6. Juni, im Nachwort zur zweiten Auflage der Studien, den Prinz-Regenten von Preußen anfleht, Deutschland durch Waffengewalt

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Vogt sollte, wie er erzählt, schon 1859 eine Entdeckungsreise (Bachuszug?) mit Plon-Plon antreten, dem ein Proudhonist" ihn wegen seiner "mais do que promettia a força humana" staunenerregenden naturgeschichtlichen untersuchungen“ mit Begeistrung anempfohlen hatte." (Hauptb. Docum. p. 14.)

und einen dynastischen Bürgerkrieg dem Haus Hohenzollern zu unterwerfen. Monarchische Centralisation durch Waffengewalt ist natürlich der kürzeste Weg zu einer Foederativ Republik ähnlich derjenigen der schweizerischen Eidgenossenschaft." Er entwickelt ferner die Theorie vom,, äußern Feind" Frankreich -, dem Deutschland sich gegen den,,innern Feind" - Destreich - anschließen müsse. „Wenn ich“, rief er aus,,,die Wahl habe zwischen dem Teufel (Habsburg) und seiner Großmutter (L. Bonaparte), so wähle ich die lettere; denn sie ist ein altes Weib und wird sterben. Diese directe Aufforderung an Deutschland, unter dem Vorwand des Hasses gegen Destreich sich dem decembristischen Frankreich in die Arme zu werfen, schien ihm jedoch für das Lesepublicum zu compromittirlich und wandelte er daber in der gedruckten Rede folgendermaßen um: Und wenn es sich darum handelt in dem Streite zwischen dem Teufel und seiner Großmutter Partei zu ergreifen, so halten wir es für das Beste, wenn Beide unter einander sich todtschlagen und sich auffreffen, indem uns damit die Mühe gespart ist." (Centralfest 2c. p. 13). Während er endlich in den,,Studien" L. Bonaparte als Bauern und Soldatenkaiser aufs Schild hebt, erklärt er dießmal, einem Arbeiterpublicum gegenüber, daß,,namentlich die Arbeiter in Paris in ihrer großen Wehrzahl in dem gegenwärtigen Augenblicke für Louis Bonaparte" gewonnen seien. Louis Bonaparte thue", in der Meinung der französischen Arbeiter,,,alles, was die Republik habe thun sollen, indem er den Proletariern Arbeit gebe, die Bourgeois ruinire u. s. w." (Centralfest 2c. p. 9.) Also Louis Bonaparte Arbeiterdictator, und als Arbeiterdictator den deutschen Arbeitern in der Schweiz von demselben Vogt angepriesen, der im,,Hauptbuch bei dem blofen Worte Arbeiterdictatur" in bürgerlicher Entrüstung aufschäumt!

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Das Pariser Programm, das den decembristischen Agenten in der Schweiz ihren Operationsplan mit Bezug auf die Annexation Savohen's vorschrieb, bestand aus drei Punkten: 1) So lange als möglich das Gerücht rer drohenden Gefahr völlig ignoriren und im Nothfall als östreichische Erfindung abfertigen; 2) in einem vorgerückteren Stadium die Ansicht verbreiten, daß Louis Bonaparte das neutralisirte Gebiet der Schweiz einverleiben wolle; und endlich 3), nach vollbrachter Annexation, lettere als Vorwand für die Allianz der Schweiz mit Frankreich, d. h. ihre freiwillige Unterwerfung unter das bonapartistische Protectorat, geltend machen. Wir werden nun sehn, wie treu der Herr und der Knecht, James Fazh und Karl Vogt, der Dictator von Genf und sein von ihm creirter Genfer Ständerath, diesem Programm nachlebten.

Man weiß bereits, daß Vogt in den,,Studien" jede entfernteste Anspielung auf die Idee vermied, wofür sein Schicksalsmensch in den krieg zog. Dasselbe Schweigen auf dem Centralfest zu Lausanne, im Nationalrath, bei der Schillerund Robert Blums-Feier, im Bieler Commis voyageur, endlich im Hauptbuch. Und dennoch war die Idee" sogar ältern Datums als die Verschwörung von Plombières. Schon im December 1851, einige Tage nach dem Staatsstreich, las man im Patriote Savoisien:,,Man vertheilt sich bereits die Beamtenstellen Savohen's in den Antichambres des Elysée. Seine Journale machen sich hierüber sogar sehr angenehm lustig.“ * Am 6. December 1851 sah Herr Fazy Genf bereits dem Decemberreich verfallen. **

Am 1. Juli 1859 hatte Stämpfli, damals Bundespräsident, eine Unterredung mit Captain Harris, englischem Geschäftsführer zu Bern. Er wiederholte

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On se partage déjà les places... de la Savoie dans les antichambres de l'Elysée. Ses journaux plaisantent même assez agréablement la-dessus."

** Peut-être le citoyen Thurgovien que nous avons si bien défendu contre les menaces de Louis Philippe, nous fera-t-il la grâce de vouloir bien se constituer comme médiateur, et réprendre de nous Genève." (Revue de Genève, vom 6. December 1851.)

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