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Im Frankfurter Froschteich schalt Vincke einst bitterbös seinen Widerpart Vogt der Minister der Zukunft." Sobald er nun zu Ickern erfuhr, Vogt, eingedenk des Sprüchleins:

,,Nem Dich eines Aemptleins an,

So heißt das Jahr durch Herr fortan,"

sei nicht nur Reichsregent geworden, sondern sogar Minister der auswärtigen Angelegenheiten in partibus, fuhr's ihm durch alle Glieder und grollte er knurrig über verkannte Senioritätsavancementsansprüche. Denn bereits auf dem Vereinigten Landtag von 1847 hatte Vincke als frondeur dem Ministerium und als Adelsvertreter der bürgerlichen Opposition opponirt. Beim Ausbruch der Märzrevolution hielt er sich daher vor allen andern zur Rettung der Krone auserkiest. Seine Rivalen jedoch wurden Minister der Gegenwart, er selbst aber erhielt seine Anstellung als „Minister der Zukunft", ein Posten, den er bis zu diesem Augenblick mit ununterbrochnem Erfolg bekleidet hat.

Aus Rache schüttelte er den Berliner Staub von den Füßen und begab sich nach Frankfurt in die Paulskirche auf die äußerste Rechte um hier als Clown, Claqueur und Bullh des General Radowiß zu handthieren.

Der Fink war fanatisch guter Destreicher, so lange das obrigkeitlichen Beifall fand. Wie besessen tobte er gegen die Nationalitäten. Links schwärme man der Reihe nach für alle möglichen Nationalitäten, Italiener, Polen, und jetzt gar für die Magharen." (Sigung vom 23. October 1848.) Die 3 Ritter Vincke, Lichnowski und Arnim führten das musikalische Trio:

,,es brüllt der Ochs, es f- die Kuh,

es spielt der Esel den Baß dazu,“

mit einer solchen Virtuosität gegen die Redner für Pelen auf (Sißung vom 5. Juni 1848), daß sogar der Präsidentenklingel der Athem ausging, und als Radowiß nun gar dem deutschen Reich den Mincio militairisch-natürlich vindicirte (Sizung vom 15. August 1848), stellte sich Vincke, der ganzen Gallerie zum Ergötzen, und zur geheimen Bewundrung Vogt's, auf den Kopf, und telegraphirte mit den Beinen Beifall. Hauptclaqueur der Beschlüsse, wodurch der Frankfurter Froschteich der dynastischen Unterjochung Polen's, Ungarn's und Italien's den Stempel des deutschen Volkswillens aufgedrückt hat, zeterte der Junker von der rothen Erde noch ungleich lustiger, sobald es galt die Ansprüche der deutschen Nation durch den schmählichen Malmöer Waffenstillstand zu opfern. Um die Majorität für die Ratification des Waffenstillstands zu sichern, hatten sich diplomatische und andre Zuschauer von der Galerie auf die Bänke der Rechten geschlichen. Der Betrug ward entdeckt und Raveaux drang auf neue Abstimmung. Gegeneiferte der Fink, indem es nicht darauf ankomme, wer stimme, sondern was man stimme. (Sizung vom 16. September 1848.) Während des Frankfurter Septemberaufstands, hervorgerufen durch den Beschluß über den Malmöer Waffenstillstand, verschwand der westphälische Bahard spurlos, um sich nach Proclamation des Belagerungszustands für den Schrecken, den ihm niemand erseßen konnte, durch reactionswüthige Purzelbäume zu rächen.

Nicht zufrieden mit der Zunge auf Polen, Italiener und Ungarn loszudreschen, schlug er den Erzherzog Johann von Oestreich zum Präsidenten der provisorischen Centralgewalt vor (Sizung vom 21. Juni 1848), jedoch unter dem gehorsamsten Ausbeding, daß die Habsburger Executive des deutschen Parlaments dessen plebeische Beschlüsse weder zu executiren, noch zu verkünden, noch überhaupt sich darum zu scheeren habe. Fuchswild fuhr er auf, als seine eignen Majoritätscameraden schon der Abwechslung halber dafür stimmten, der Reichsverweser solle wenigstens bei Beschlüssen über Krieg und Frieden und bei Verträgen mit auswärtigen Mächten ein vorheriges Einverständniß mit dem Parlament huldreichst zu fichern geruhn. (Sizung vom 30. Juni 1848.) Und die große Redeerhitung,

worin der Fink vom deutschen Parlament dem Reichsminister Schmerling und Consorten ein Vertrauensvotum zu erpoltern suchte als Lohn für ihre und des Reichsverwesers Mitschuld am blutig-infamen Verrath von Wien (Sizung vom 24. October 1848), widerlegte siegreich Fischart's Verläumdung:

O wie erkältet Mäuler,

Sind Westfeling Mäuler!

So war Vince freundnachbarlich habsburgisch, bis plöglich über der parlamentarischen Sahara die Fata Morgana von Klein Deutschland aufgaukelte und der Junker darin ein lebensgroßes Ministerportefeuille mit einem Fink unter dem Arm zu erblicken wähnte. Da die Wände der Paulskirche ungewohnt lange Ohren hatten, durfte er sich schmeicheln, daß das Frankfurter Geräusch seiner hohenzollern'schen Dynastie- und Loyalitätsausbrüche zu Berlin angenehm aufgefallen sei. Hatte er nicht in voller Paulskirche am 21. Juni 1848 erklärt:,,ich bin von mei nen Wählern hergeschickt, nicht allein die Rechte tes Volks, sondern auch die der Fürsten zu vertreten. Ich labe mich immer noch an dem Wort des großen Nurfürsten, welcher einst die Markaner seine getreusten und gehorsamsten Unterthanen genannt hat. Und wir in der Mark sind stolz darauf." Und der Markanische Bayard ging von Redensarten zu Thätlichkeiten über in jener berühmten Tribünenschlacht, der er seine Rittersporen schuldet. (Siz. vom 7. und 8. August 1848.) Als Brentano nämlich, bei Gelegenheit der beanspruchten Amnestie für Friedrich Hecker von der Tribüne herab eine zweideutige Andeutung auf einen hohenzollern schen Prinzen fallen ließ, überkam den Fink ein Anfall von wirklicher Loyalitätshundswuth. Von seinem Plaße auf Herrn Brentano losstürzend, suchte er ihn mit den Worten: Herunter Du Hundsfott!" von der Tribüne herabzureißen. Brentano behauptete seinen Plaz. Später stürzte der Junker noch einmal auf ihn les und warf ihm, natürlich mit dem Vorbehalt nachträglichen reifen Nachdenkens über Rechtsbodenbedenkmöglichkeiten, den ritterlichen Fehdehandschuh zu, den Bren. tano mit den Worten aufnahm: „Vor der Kirche mögen Sie mir sagen, was Sie Lust haben; hier lassen Sie mich sofort gehn, oder ich schlage Ihnen in's Gesicht.“ Der Junker griff nun in seinen Redeköcher und schleuderte daraus noch verschiedne Hundsfötter auf die Linke, bis ihm Reichardt zuschrie:,,Von Vincke, Sie sind ja ein Sch- Kerl." (Sigung vom 8. August 1848.) Die Debatte über den Conflict zwischen dem Ministerium Brandenburg und der Berliner Vereinbarer-Versammlung suchte der Fink durch Antrag auf einfache Tagesordnung zu beseitigen. ,,Seit dem siegreichen Einrücken Wrangel's in Berlin", sagte er,,,sei Ruhe gewor den, seien die Papiere gestiegen.....die Berliner Versammlung habe kein Recht Proclamationen an das Volk zu erlassen u. s. w." Kaum waren die Vereinbarer zerstreut, als der Ritter ohne Furcht und Tabel um so grimmiger über sie herfiel. Für eine Republik", heulte er in der Sitzung vom 15. Decbr. 1848,,,fehlt uns die politische Vorbildung; das haben uns die Vertreter der ehemaligen Berliner Versammlung gezeigt, indem sie Beschlüsse faßten, welche aus niederm persönlichem Ehrgeiz hervorgegangen." Den hierauf losbrechenden Sturm beschwichtigte er mit der Erklärung, er sei bereit gegen jede Person seine Ansicht ritterlich geltend zu machen", aber fügte der vorsichtige Ritter hinzu,,,er meine kein Mitglied dieser Versammlung, sondern die Mitglieder der zerstreuten Berliner Versammlung."

So trußig erklang des Markanischen Bahard's Fehderuf an das ganze Heer der zerstreuten Vereinbarer. Einer dieser Zerstreuten hörte den Ruf, sammelte sich und brachte es in der That zu dem unerhörten Ereigniß den Junker von der rothen Erbe leibhaftig auf das Schlachtfeld bei Eisenach zu bannen. Blutverguß schien unvermeidlich geworden, als Bahard im Augenblick der Entscheidung eine dunsscotische Ratte roch. Sein Gegner hieß Georg Jung und die Geseze der Ehre geboten dem Ritter ohne Furcht und Tadel den Drachen zu bekämpfen, aber unter

keinen Umständen einen Namensvetter des Drachenritters. Diese fire Idee ließ sich der Fink nicht aus dem Kopf reden. Lieber, verschwor er hoch und theuer, lieber wie ein japanesischer Damio sich selbst den Bauch aufschliten als einem Vann ein Haar krümmen, der Georg heiße und überdem noch zu jung für das Menfurfähige Alter sei. Desto bedenkloser wüthete der Duellfeste in der Paulskirche gegen Temme und andre regierungswidrige Personen, die zu Münster im Zuchthaus hinter Schloß__und_Riegel faßen. (Sigung vom 9. Tecbr. 1848.) Wenn er so kein kleinstes Detail verschmähte um höhern Orts angenehm aufzu fallen, übergipfelte sein Loyalitätseifer sich selbst in seinen Riesenanstrengungen für die Herstellung eines kleinen Deutschland's und einer großen Preußenkrone. Warwick, der Königmacher, war ein Kind gegen Vincke, den Kaisermacher.

Der märkische Bayard glaubte dem Undank vom März 1848 feurige Kohlen genug auf's Haupt gesammelt zu haben. Als das Ministerium der That stürzte, verschwand Vincke eine Zeit lang aus der Paulskirche und hielt sich disponibel. Dito als das Ministerium v. Pfuel stürzte. Da aber der Berg nicht zu Mahomet kam, beschloß Mahomet zum Berge zu gehn. In einem beliebigen Rotten Borough gewählt, tauchte der Ritter von der rothen Erde plötzlich in Berlin auf, als Abgeordneter zur octroyirten Kammer, voll vom großen Ahndungsdrang des Lohns, der seiner Frankfurter Thaten harre. Zudem fühlte sich der Ritter unendlich wohl in dem Belagerungszustand, der ihm keine unparlamentarische Freiheit versagen würde. Das Gezisch und den Hohnschrei, womit er vom berliner Volk begrüßt ward, während er vor dem Schlosse unter den octroyirten Deputirten des Empfangs im weißen Saal harrte, saugte er mit beiden Ohren um so gieriger ein, als Manteuffel zart angedeutet hatte, schon um ein Ministerportefeuille für ein gewisses Verdienst vacant zu finden, neige man höchsten Orts zur Annahme der Kleindeutschen Krone aus den Händen der Frankfurter Kaisermacher. In diesem füßen Hoffnungswahn suchte sich der Fink einstweilen nützlich zu machen als der dirty boy res Cabinets. Nach der Vorschrift der Kreuzzeitung verfaßte er den Adreßentwurf an die Krone, polterte gegen Amnestie, nahm die octroyirte Verfassung selbst nur an unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß sie von einer starken Staatsgewalt wieder durchrevidirt und ausgemärzt werde, insultirte die Belagerungskranken Deputirten der Linken u. s. w. und harrte seines Triumphs.

Die Catastrophe nahte heran, die Frankfurter Kaiser-Deputation war zu Berlin eingetroffen, und Vincke hatte am 2. April (1849) ein loyalstes Kaiserentwurfsamendement gestellt, wofür Manteuffel in aller Unschuld gestimmt hatte. Gleich nach Schluß der Situng stürzte Vince mit tollem Bockssprung in eine nachbarliche Altgewinnerbuče, um dort eigenhändig ein Portefeuille zu erstehn, ein Portefeuille aus schwarzem Pappendeckel mit rothem Sammtumschlag und goldnem Ränterwerk. Seelenvergnügt und mit faunenhaftem Triumphgeschmunzel saß der Ritter von der fröhlichen Gestalt am andern Morgen auf seinem Centralkammersig, aber,,Niemals, Niemals, Niemals" tönte es, Manteuffel's Lippen zuckten hohngesättigt, und der furchtlose Junker, mit erbleichtem Mundwerk, wie ein Zitteraal vor innrer Aufregung zappelnd, schnappte seinen Freunden wild zu: Haltet mir, sonst lichte ich ein Unglück an. Um ihn zu halten, veröffentlichte die Krenzzeitung, deren Vorschriften Vincke seit Monaten ängstlich nachgelebt und zu deren Kammeradreßentwurf er Geratter gestanden, Tags darauf einen Artikel mit der Ueberschrift: „Das Vaterland ist in Gefahr“, worin es unter anterm hieß:,,Das Ministerium bleibt und der König antwortet Herrn von Vincke und Genossen, daß sie sich nicht um Dinge bekümmern mögen, die sie nichts angehn." Und der geprelite Ritter sans peur et sans reproche trollte von Berlin nach Ickern ab mit einer längern Nase als Lery sie jemals trug, und wie sie platterdings niemand angedreht werden kann außer einem - Minister der Zufunft!

Nachdem er lange bange Jahre in der practischen Zoologie zu Ickern ver fauert war, erwachte der Cincinnatus von der rothen Erde eines schönen Morgens zu Berlin als offizieller Oppositionschef des preußischen Abgeordnetenhauses. Da es ihm so schlecht geglückt war mit dem Rechtsreden zu Frankfurt, hielt er nun linkische Reden zu Berlin. Ob er die Opposition des Vertrauens oder das Vertrauen der Opposition vorstellte, war nicht genau zu ermitteln. Jedenfalls aber überspielte er seine Rolle wieder. Er hatte sich gar bald dem Cabinet so unentbehrlich auf der Oppositionsbank gemacht, daß ihm verboten ward, sie je wieder zu verlassen. Und so blieb der Junker von der rothen Erde - Minister der Zukunft.

Unter diesen Umständen wurde der Fink des Dings müde und schloß seinen berühmten Vertrag von Ickern. Vogt hat's ihm schwarz auf weiß gegeben: sobald Plon-Plon die erste parlamentarische Insel Barataria auf dem deutschen Festland erobert, sie mit Sch-Oppenheimern bevölkert und seinen Falstaff zu ihrem Regenten bestallt hat, wird Vogt den westphälischen Bayard zu seinem PremierMinister ernennen, ihn außerdem mit der höchsten Gerichtsbarkeit in allen Duellconflicten belehnen, ihn ferner zum wirklichen geheimen General-Oberweg-Baumeister erhöhn, ihn obendrein in den Fürstenstand erheben unter dem Titel eines Fürsten von Thoren, und endlich auf das Blech, das in der insularen Vogtei jedenfalls an Geldesstatt circulirt, ein siamesisches Zwillingspaar einstechen lassen, Vogt rechts als Plon-Plon's Regent, Vincke links als Vogt's Minister, um die umfangreiche Doppelfigur die weinlaubumrankte Inschrift geschlungen:

*

,,Maul zu Maul mit Dir

Fordr' ich mein Jahrhundert in die Schranken."

XI. Ein Prozeß.

Ende Januar 1860 langten zu London 2 Nummern der Berliner Nationalzeitung an mit 2 Leitartikeln, der erste betitelt: „Karl Vogt und die Allgemeine Zeitung" (No. 37 der Nat. 3.), der zweite: „Wie man radicale Flugblätterma ch t." (No. 41 der Nat. 3.) Unter diesen verschiednen Titel brachte F. Zabel eine in usum delphini verarbeitete Ausgabe von Vogt's Hauptbuch." Letteres selbst traf viel später in London ein. Ich beschloß sofort eine Verläumdungsklage wider den F. Zabel in Berlin anhängig zu machen.

Massenhafte, während 10 Jahren in der deutschen und deutsch-americanischen Presse gegen mich aufgethürmte Schimpfereien hatte ich nur in ganz seltnen Ausnahmsfällen, wo ein Parteiinteresse im Spiel schien, wie bei Gelegenheit des Kölner Communistenprozesses, literarisch berücksichtigt. Nach meiner Änsicht besitt die Presse das Recht Schriftsteller, Politiker, Comödianten und andre öffentliche Charactere zu beleidigen. Achtete ich den Angriff einer Notiz werth, so galt mir in solchen Fällen der Wahlspruch: Contre corsaire corsaire et demi.

Hier stand die Sache anders. Zabel beschuldigte mich einer Reihe crimineller und infamirender Handlungen, und zwar vor einem Publicum, das aus Parteivorurtheilen geneigt die größte Ungeheuerlichkeit zu glauben, andrerseits, bei meiner 11jährigen Abwesenheit aus Deutschland, ohne den geringsten Anhaltspunkt zu meiner persönlichen Beurtheilung war. Von allen politischen Rücksichten abgefehn schuldete ich also schon meiner Familie, Frau und Kindern, Zabel's infamirende Anklagen einer gerichtlichen Prüfung zu unterwerfen.

Die Art und Weise meiner Klage schloß jede gerichtliche Comödie der Irrungen, ähnlich dem Vogt'schen Prozeß gegen die Allgemeine Zeitung, von vorn

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Siehe das Schriftlein: Auch eine Characteristik des liberalen Abgeordneten von Vincke und erbauliche Geschichte des Sprochhövel-Elberfelder Wegbaues. Hagen 1849.“

herein aus. Hätte ich selbst die fabelhafte Absicht hegen können wider Vogt an taffelbe Fazy'sche Gericht zu appelliren, das in Vogt's Interesse bereits eine Eriminaluntersuchung niedergeschlagen hatte, so waren entscheidend wichtige Punkte nur in Preußen, nicht in Genf zu erledigen, während umgekehrt die einzige Angabe Zabel's, wofür er Beweise bei Vegt suchen mochte, auf angeblichen Schriftstücken beruht, die Zabel eben so leicht zu Berlin als sein Freund Vogt zu Genf vorlegen konnte. Meine,,Beschwerde" gegen Zabel enthielt folgende Punkte :

1) Zabel sagt in Nr. 37 der Nationalzeitung vom 22. Januar 1860 in dem Artikel betitelt:,,Karl Vogt und die Allgemeine Zeitung:"

Vogt berichtet S. 136 u. f. g. d.: Unter dem Namen der Schwefelbande oder auch der Bürstenheimer war unter der Flüchtlingsschaft von 1849 eine Anzahl von Leuten bekannt, die Urfangs in der Schweiz, Frankreich und England zerstreut, sich allmählig in London sammelten und dort als ihr sichtbares Oberhaupt Herrn Marr verehrten. Tolitisches Princip dieser Gesellen war die Dictatur des Proletariats" und mit diesem Blendwerk täuschten sie Anfangs nicht nur manche der bessern unter den Flüchtlingen, sondern auch die Arbeiter aus den Freischaaren des Willich'schen Corps. Unter der Flüchtlingsschaft seßten sie das Werk der Rheinischen Zeitung fort, die 1849 von jeder Theilnahme an der Bewegung abmahnte, wie sie ja auch sämmtliche Parlamentsmitglieder beständig angriff, weil_die Bewegung ja doch nur die Reichsverfassung zum Inhalt habe. Eine furchtbare Zucht übte die Schwefelbande über ihre Anhänger. Wer von diesen auf irgend eine Weise sich ein bürgerliches Fortkommen zu erringen suchte, war schon dadurch, daß er sich unabhängig zu machen suchte, an und für sich ein Verräther an der Revolution, deren erneutes Ausbrechen jeden Augenblick erwartet werden und die darum ihre Soldaten mobil machen müsse, um fie in das Feld zu schicken. Zwietracht, Schlägereien, Duelle wurden unter dieser sorgfältig erhaltenen Klasse von Bummlern erzeugt durch ausgestreute Gerüchte, Correspondenzen u. f. w. Einer verdächtigte den Andern als Spion und Reactionair, Mißtrauen bestand unter Allen wider Alle. Eine der Hauptbeschäftigungen der Schwefelbande war, Leute im Vaterlande so zu compromittiren, daß sie Geld zahlen mußten, damit die Bande das Geheimniß ohne Compromittirung bewahre. Nicht einer sondern hunderte von Briefen wurden nach Deutschland geschrieben, daß man die Betheiligung an diesem oder jenem Acte der Revolution denunciren werde, wenn nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eine gewisse Summe an eine bezeichnete Adresse gelange. Nach dem Grundsag, „wer nicht unbedingt für uns ist, ist wider uns", wurde Jeder, der diesem Treiben entgegen trat, unter den Flüchtlingen nicht blos, sondern mittelst der Presse ruinirt." Die "Prole= tarier" füllten die Spalten der reactionairen Presse in Deutschland mit ihren Angebereien gegen diejenigen Democraten, welche ihnen nicht huldigten, fie wurden die Verbündeten der geheimen Polizei in Frankreich und Deutschland. Zur weitern Charakterisirung theilt Vogt u. 2. einen langen Brief des ehemaligen Lieutenants Techow vom 26. August 1850 mit, worin die Grundsäge, das Treiben, die Feindschaften, die einander bekämpfenden Geheimbünde der „Proletarier" geschildert werden, und worin man Marx erblickt, wie er im napoleonischen Hochmuth auf seine geistige Ueberlegenheit die Fuchtel unter der Schwefelbande schwingt."

Zum Verständniß des Spätern sei hier gleich bemerkt, daß Zabel, der in der oben abgedruckten Stelle angeblich den Vogt,,berichten" ließ, nun in eignem Namen zur weitern Illustration der Schwefelkande den Prozeß Cherval zu Paris, ren Communistenprozeß zu Köln, die darüber von mir veröffentlichte Schrift, Liebknecht's Revolutionstag zu Murten und sein durch mich mit der Allgemeinen Zeitung verinitteltes Verhältniß, Ohly,,,ebenfalls ein Kanal der Schwefelbante,“ Schlag auf Schlag aufführt, endlich Biscamp's Brief an die A11 gemeine Zeitung vom 20. October 1859, und dann mit den Worten abschließt:,,acht Tage nach Biscamp schrieb auch Marx an die Allgemeine Zeitung und bot ein,,gerichtliches Document" zum Beweise gegen Vogt an, von dem wir vielleicht ein antermal reden. Dies sind die Correspondenten der Allgemeinen Zeitung.“

Von diesem ganzen Leitartikel Nr. I. machte ich nur den sub 1) abgedruckten

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