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Der Pater Juan de Mariana wurde im Jahre 1537 zu Talavera geboren, und trat, nachdem er mit Auszeichnung in Alcalá studirt hatte, in seinem siebzehnten Jahre in den Jesuitenorden. Die bedeutenden Talente des jungen Mannes entgingen seinen Obern nicht, die ihn 1561 nach Rom beriefen, wo er fünf Jahre lang an dem dortigen Collegium des Nachdem er hierauf in einer ähnOrdens Theologie lehrte. lichen Stellung zwei Jahre lang in Sicilien wirksam gewesen war, wurde er 1569 nach Paris gesandt, wo seine Vorlesungen über die Lehre des Thomas von Aquino eine grosse Anzahl von Zuhörern anlockten. Da aber anhaltende Studien seine Gesundheit geschwächt hatten, sah er sich genöthigt, seiner bisherigen Wirksamkeit zu entsagen und 1575 nach Spanien zurückzukehren, wo er sich in das Ordenshaus zu Toledo zurückzog und von nun an eine schriftstellerische Thätigkeit begann und bis an seinen Tod fortsetzte, welche ihm viele Verfolgungen zuzog. Die erste Veranlassung dazu gab der Streit über die Polyglottenbibel des Arias Montanus, welche von den Jesuiten wegen der freisinnigen Aeusserungen des Verfassers über ihren Orden als ketzerisch verdächtigt wurde. Mariana, den man mit der Prüfung der Anklage beauftragte, sprach sich zu Gunsten des Montanus aus, was ihm das Missfallen seiner Obern zuzog. Noch heftigere Anfeindungen hatte er zu bestehen, als er im J. 1599 seine berüchtigte Schrift: De rege et regis institutione (Toledo, 4. Frankfurt 1611. 12.) herausgab, in welcher er den Königsmord in gewissen Fällen vertheidigte, mit nicht undeutlicher Anspielung In Spaauf die Ermordung Heinrichs III. von Frankreich. nien liess man das Buch ungehindert passiren. Als jedoch in Frankreich wenige Jahre nachher auch Heinrich IV. ermordet wurde, sah man darin eine Wirkung der von Mariana ausgesprochenen Grundsätze, und das Parlament von Paris

liess i. J. 1610 sein Buch durch Henkershand verbrennen. Der Hass, welchen Mariana gegen den Orden heraufbeschworen hatte, vermehrte die Abneigung desselben gegen ihn, und man wartete auf eine Gelegenheit ihm beizukommen. Eine solche fand sich auch. als Mariana im Jahre 1609 u. d. T. Tractatus septem theologici et historici zu Cöln fol. eine Sammlung von Abhandlungen herausgab, unter welchen zwei waren, die einen Grund zur Anklage gegen ihn geben konnten, nämlich die: De morte et de immortalitate, in welcher man Mehreres fand, was gegen die Lehren der Kirche zu verstossen schien, und die: De monetae mutatione, 1) in welcher das von dem berüchtigten Herzoge von Lerma befolgte verderbliche System der Münzverschlechterung scharf getadelt wurde. Auf Grund beider Abhandlungen wurde gegen Mariana eine Untersuchung eingeleitet, bei welcher sich noch obenein unter seinen Papieren ein Discurso de las enfermedades de la compañia de Jesu fand, in welcher die Schäden des Ordens unnachsichtlich blossgelegt waren. Der damals drei und siebenzigjährige Mariana wurde eine Zeitlang in ein Franciscanerkloster gesperrt, kam aber mit einer leichten Busse davon. Die verfänglichen Abhandlungen wurden, so viel davon aufzutreiben waren, vernichtet. Die Schrift über die Gebrechen der Gesellschaft Jesu entging aber doch dem Verderben. Abschriften davon kamen nach Frankreich, wo sie zuerst zu Bordeaux 1625. 12. gedruckt wurde und nicht wenig dazu beitrug den Orden verhasst zu machen. Auch wandten die Jesuiten Alles an, um glauben zu machen, dass die Schrift nicht von einem Mitgliede ihres Ordens verfasst worden sei, weshalb Mariana's Autorschaft derselben verschiedentlich, wenn gleich mit Unrecht, in Zweifel gezogen worden ist.

Diese Widerwärtigkeiten vermochten indessen nicht, Mariana's kräftigen Geist zu beugen, noch seine litterarische Thätigkeit zu stören, welche in dem ganzen letzten Drittel seines Lebens vorzugsweise dem grossen Werke gewidmet war, dem er seinen hohen Rang unter den Klassikern seiner Nation verdankt, nämlich seiner Geschichte von Spanien. Ein solches die Geschichte der ganzen Halbinsel behandelndes Werk war noch nicht vorhanden. Denn was Mariana's Zeitgenossen Florian de Ocampo 2) und Estevan de Gari

1) Ticknor (II, 276. Anm. 1.) verwechselt diese Abhandlung mit einer schon 1599 zu Toledo 4. gedruckten ganz unverfänglichen Schrift Mariana's: De ponderibus et mensuris, welche gelehrte Untersuchungen über das Münz- und Gewichtssystem verschiedener Völker enthält. 2) Florian de Ocampo aus Zamora (gest. 1578), amtlicher

bay) in dieser Beziehung geleistet hatten, stand zwar eine. Stufe über der früheren Chronikenlitteratur, verdiente aber noch keineswegs den Namen der Geschichtschreibung. Mariana fühlte diesen Mangel, tief und beschloss ihn zu ersetzen. Um seiner Geschichte eine möglichst weite Verbreitung zu sichern, schrieb er dieselbe zuerst lateinisch. Der erste Theil dieser Historia de rebus Hispaniae (die ersten zwanzig Bücher enthaltend) erschien zuerst zu Toledo 1592. 2 Bde. fol., Buch 21-25 ebendas. 1595. fol., die letzten fünf Bücher aber erst ein und zwanzig Jahre später Frankfurt, 1616. fol.: Nicht lange nach dem Erscheinen des ersten Bandes aber fand sich Mariana bewogen, sein Werk, man kann nicht sagen ins Spanische zu übersetzen, sondern spanisch zu bearbeiten; denn diese Bearbeitung ist durch die mannichfachen Veränderungen und Verbesserungen, welcher er darin anbrachte, als ein selbstständiges Werk zu betrachten. Sie erschien zuerst Toledo 1601. 2 Bnde. fol. und wurde noch bei Lebzeiten des Verfassers drei mal wieder gedruckt (Madrid 1608. 1617. 1623. 2 Bnde. fol.), jedes Mal mit sorgfältigen Verbesserungen des Verfassers. Mariana's Geschichte geht bis auf die Thronbesteigung Karls V.; eine Fortsetzung bis 1621 lieferte J. M. Miniana, gleichfalls ursprünglich lateinisch geschrieben (zuerst bei der Ausgabe der lateinischen Bearbeitung: Haag 1733. 4 Bnde. fol.), nachher aber in spanischer Uebersetzung fast allen Ausgaben des Mariana'schen Werkes angehängt. Um Mariana als Geschichtschreiber richtig zu beurtheilen, man bedenken, dass es, seinen eigenen Aeusserungen zufolge, keineswegs seine Absicht war, eine durchaus kritische Geschichte seines Vaterlandes zu schreiben, sondern nur das vorhandene Material, natürlich mit Beseitigung Alles augenscheinlich Unglaubwürdigen, zu einem zusammenhängenden Ganzen in einer der Würde des Gegenstandes angemes

muss

Chronist Kaiser Karls V., beabsichtigte die Geschichte Spaniens bis auf seine Zeit zu schreiben, vollendete aber nur vier Bücher, die älteste Geschichte enthaltend und mit der Sündfluth beginnend, u. d. T. Crónica general de España. Zamora 1544. fol. Medina del Campo 1553 fol. Madrid 1791. 2 Bude. 4., ein in hohem Grade unkritisches und sehr mittelmässig geschriebenes Werk. Ambrosio de Morales setzte diese Geschichte bis zum Jahre 1037 fort, und diese Fortsetzung, welche zu Alcalá 1574. 2 Bnde. fol. erschien, hat mindestens das Verdienst einer besseren Schreibart.

1) Estevan de Garibay, gleichfalls Geschichtschreiber Karls V. (gest. 1599) schrieb die Geschichte Spaniens bis 1566 u. d. T. Los cincuenta libros del compendio historial de las Crónicas. Antwerpen 1571. 4 Bnde. fol. u. öfter.

senen Darstellung zu verarbeiten, und ein lebendiges Bild der spanischen Geschichte, nicht minder auf Volkssagen wie auf urkundlich beglaubigte Thatsachen gestützt, zu liefern. Er giebt daher wieder, was er in seinen Quellen findet und was ihm der Sache nach nicht unglaubwürdig erscheint, ohne ängstlich die Wahrheit jedes einzelnen Factums zu prüfen. Aber gerade dadurch bekommt seine Geschichte etwas überaus Anmuthiges und Malerisches, und erfüllt eine namentlich in der neueren Zeit unverantwortlich vernachlässigte Aufgabe der Geschichtschreibung, nämlich die: nicht nur die Thatsachen zur Darstellung zu bringen, sondern auch ein lebensvolles Gemälde der Zeiten zu geben, in welchem Streben Mariana so weit ging, dass er seiner Sprache sogar veraltete Ausdrücke und Formen einmischte. Hätte Mariana aller der Vortheile genossen, welche in unserer Zeit die vervollkommnete Kunst der historischen Kritik und die Fülle der Einzelforschungen dem Geschichtschreiber gewähren, so wäre seine Geschichte Spaniens vielleicht das schönste historische Werk aller Völker und Zeiten geworden. Denn an edler, würdevoller, lebendiger, stets dem Gegenstande angemessener Darstellung, kommen ihm wenige Geschichtschreiber alter und neuer Zeit gleich. Dies, so wie die Tiefe seiner Betrachtungen, die Feinheit seiner Bemerkungen, die treffende Characteristik, die klare, fliessende, und reine Sprache machen sein Werk zu einem der schönsten Denkmäler der spanischen Litteratur. Diesen Ruhm hat ihm die kleinliche Mäkelei auch nicht rauben können. Pedro Mantuano gab u. d. T.: Advertencias á la historia de España del Padre Juan Mariana (Mayland, 1611. 4.) eine Schrift heraus, in welcher er Mariana verschiedene Unrichtigkeiten nachwies. Dagegen wurde letzterer von Tomas Tamayo de Vargas in einer besonderen Schrift: Hist. gener. de España defendida por T. T. de Vargas (Toledo 1616. 4.) vertheidigt. Mariana begnügte sich damit, seine Antworten an den Rand eines Exemplars des Mantuano'schen Buchs zu schreiben und es dem Verfasser zuzusenden, der über diese Geringschätzung höchst entrüstet war.

Mariana starb den 17. Februar 1623.

Wie hoch die Spanier sein Werk schätzen, beweisen die verschiedenen, schön und sorgfältig gedruckten Ausgaben, welche von demselben in den neueren Zeiten erschienen sind. Die prachtvollste ist die von Valencia 1,783-96. 9 Bnde. fol.; eine sehr hübsche die von Madrid 1794. 10 Bnde. kl. 8., deren vier letzte Miñana's Fortsetzung enthalten. Für die beste und am reichsten mit gelehrten Beigaben ausgestattete

Span. Handb. I.

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gilt die, welche u. d. T. Historia de España del P. Juan de Mariana, con notas históricas y críticas etc. por D. José Sabau Eine y Blanco. Madr. 1817-22. 20 Bnde. 4. erschienen ist. noch neuere, ganz brauchbare, ist die von Madr. 1828-29. 9 Bnde. kl. 8., welche ausser Miñana's Fortsetzung noch eine kurze Uebersicht der Geschichte Spaniens bis zum Jahre 1808 enthält.

Historia de España.

Principios del reinado del rey D. Pedro el Cruel.

(Hist. de Esp. Libro XVI. cap. 16.)

Siguieronse en Castilla bravos torbellinos, furiosas tempestades varios acaecimientos, crueles y sangrientas guerras, У engaños, traiciones, destierros, muertes sin número sin cuento, muchos grandes señores violentamente muertos, muchas guerras civiles, ningun cuidado de las cosas sagradas ni profanas: todos estos desórdenes, si por culpa del nuevo rey, si de los grandes, no se averigua. La comun opinion carga al rey tanto, que el vulgo le dió nombre de Cruel. Buenos autores gran parte destos desórdenes la atribuyen á la destemplanza de los grandes, que en todas las cosas buenas y malas sin respeto de lo justo seguian su apetito, codicia y ambicion tan desenfrenada, que obligó al rey á no dejar sus excesos sin castigo.

La piedad y mansedumbre de los príncipes no solamente depende de su condicion y costumbres, sino asimismo de las de los súbditos. Con sufrir y complacer á los que mandan, á las veces ellos se moderan y se hacen tolerables; verdad es que la virtud, si es desdichada, suele ser tenida por viciosa. A los reyes al tanto conviene usar á sus tiempos de clemencia con los culpados, y les es necesario disimular y conformarse con el tiempo para no ponerse en necesidad de experimentar con su daño, cuan grandes sean las fuerzas de la muchedumbre irritada, como le avino al rey Don Pedro. ¿De qué aprovecha querer sanar de repente lo que en largo tiempo enfermó? ablandar lo que está con la vejez endurecido, sin ninguna esperanza de provecho y con peligro cierto del daño? Las cosas pasadas (dirá alguno) mejor se pueden reprehender, que emendar ni corregir: es así, pero tambien las reprehensiones de los males pasados deben servir

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