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Zweite Periode.

Die Kunstdichtung auf volksthümlichen Grundlagen.

Zeit der Juglarromanzen.

1200-1400.

Einleitung.

Die Periode der Dichtkunst, welche in Spanien etwa mit dem Ausgange des 12. Jahrhunderts beginnt und bis nach der Mitte des 14. dauert, bietet Erzeugnisse dar, welche schon der Kunstdichtung angehören, aber einer Kunstdichtung auf durchaus volk sthümlicher Grundlage. Während, wie wir später sehen werden, an den Höfen und in deren nächster Umgebung bereits eine Dichtkunst nach fremdem Muster und in einem wenigstens halb fremden Idiom Eingang gefunden hatte, war das nationale Bewusstsein in der Masse des Volkes noch zu stark, als dass die Dichtung in castilianischer Sprache andere als volksthümliche Stoffe wählen, und diese anders als volksthümlich, wenn auch in fremder Form, hätte behandeln können. Die drei Dichter, welche wir hier vorführen, der unbekannte Verfasser des Heldengedichts vom Cid (des ältesten spanischen Gedichtes von bekanntem oder doch ungefähr bekanntem Datum), Gonzalo de Berceo und der Erzpriester von Hita sind jeder in seiner bestimmten Gattung durchaus national. Der erste wählte seinen Stoff aus der National heldensage, der zweite verherrlichte den National glauben, der dritte malte die Nationalsitten. Von den wenigen übrigen poetischen Erzeugnissen dieser Periode, welche hier nicht weiter besprochen werden können, wollen wir nur des Heldengedichts von Alexander dem Grossen (Poema de Alejandro Magno) von Juan Lorenzo Segura aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, welches im 2. Bande der weiter unten zu nennenden Sammlung von J. A. Sanchez gedruckt ist, Erwähnung thun.

Span. Handb. II.

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Das Heldengedicht vom Cid.

Das as Heldengedicht vom Cid (Poema del Cid, oder wie es in der Handschrift heisst: Cantar de gesta del Cid) wurde erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, nachdem bis dahin seine Existenz nur wenigen Forschern bekannt gewesen war, von dem verdienstvollen D. Tomas Antonio Sanchez der Vergessenheit entrissen und im 1. Bande seiner kostbaren Sammlung: Coleccion de Poesias Castellanas anteriores al siglo XV. (Madrid, 1779. ff. 4 Bnde. 8. Neue Ausg. publ. por D. Eug. Ochoa. Paris, 1842. 8.) nach der einzigen alten, zu Bivar bei Burgos (dem Geburtsorte des Cid) aufbewahrten Handschrift herausgegeben. Leider fehlen an dieser Handschrift einige Blätter im Anfange und eins in der Mitte, Defecte, welche sehr alt sein müssen, weil eine schon im Jahre 1596 von jener genommene Copie dieselben Lücken hat; ein vollständiges Manuscript ist aber bis jetzt nicht entdeckt worden. In seiner vorliegenden Gestalt besteht das Poema del Cid aus 3744 Versen und das Fehlende wird von Sanchez auf etwa 300 Verse angeschlagen, so dass der Verlust im Verhältniss zum Ganzen glücklicher Weise nicht sehr bedeutend ist.

Der Verfasser des Gedichtes wird nicht genannt. Eine Notiz am Ende der Handschrift nennt nur den Namen des Abschreibers, Per Abbat, und besagt, dass sie im May des Jahres 1345) angefertigt wurde. Ueber die Zeit, in welcher

*) In der Originalhandschrift steht: Mil é CC.. XLV. Zwischen dem zweiten und dem X findet sich eine offenbar durch eine Radirung entstandene Lücke. Es ist daher die Frage entstanden, ob diese Radirung von dem Abschreiber selbst herrühre oder nicht, und ob die Handschrift nicht vielleicht vom Jahre 1245 sei. Die Herausgeber der spanischen Uebersetzung von Ticknor's Werk haben indessen die

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