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keine zoologische Einheit bildet, so könnte noch gefragt werden, ob vielleicht derjenige Teil der Halbinsel, welchen wir nicht zu Süd-Indien rechnen, also ihre nordöstlichen und zentralen Gebiete, welche im wesentlichen als Dekkan bezeichnet werden, ein eigenes, Süd-Indien etwa gleichwertiges Tiergebiet repräsentieren. Auch das ist nicht der Fall. Eine einzige Scinken-Gattung, Sepophis, mit einer einzigen Species ist auf die Hügel des nordöstlichen Teiles beschränkt. Ferner ist eine Schildkröte, Kachuga intermedia (BLANF.), den Zentralprovinzen und dem Godawarifluß eigen. Hierzu 7 Saurier und 1 Schlange, welche zwar in diesem Gebiete ihre Hauptverbreitung haben, aber meistens in den nördlichen Teil unseres süd-indischen Gebietes übergreifen und darum zum Teil auch unter den südindischen Arten aufgezählt sind (siehe Liste B V und Anmerkung 4 des Anhangs). Diese überaus ärmliche Liste endemischer Arten beweist aufs klarste, daß hier kein eignes Tiergebiet vorliegt.

Ebenso wenig ist das gewaltige Areal der Indus-GangesEbene ein solches. Entsprechend der mächtigen Entwicklung der Wassersysteme in diesem Teile Vorderindiens sind es wesentlich fluviatile Schildkröten, welche diesem Gebiete in seiner ganzen Ausdehnung eigen sind, ohne darüber hinauszugreifen. Hierzu 1 Schlange und 2 Eidechsen (s. Anmerkung 5 im Anhang). Damit dürfte der Vorrat der von West bis Ost der Indus-Ganges-Ebene eigentümlichen und nicht über sie hinausgehenden Arten erschöpft sein.

Auch der Himalayazug nördlich von Vorderindien beherbergt sehr wenige Arten, welche ihm in seiner ganzen, hier zunächst in Betracht kommenden Ausdehnung, etwa von Kaschmir bis Bhutan, eigentümlich wären, ohne, sei es im Westen, sei es im Osten, darüber hinauszugreifen. Sie sind in Anmerkung 6 namhaft gemacht; doch mag es noch einige weitere geben.

Endlich ist ganz Vorderindien vom Himalaya bis zum Kap Komorin gleichfalls keine Einheit, und es gibt nur wenige Arten und nur 1 Gattung, die Agamide Charasia, welche so ziemlich dieses ganze Gebiet bewohnen, ohne im Nordwesten oder im Nordosten oder endlich im Süden nach Ceylon hinauszugreifen. Diese Arten finden sich in Liste B VI znsammengestellt. Charasia steht nach BLANFORD, 23, p. 293, sehr nahe der Gattung Stellio = Agama, einer für Indien westlichen Gattung, und dürfte von dieser sich abgespalten haben.

Wohl aber gibt es in Vorderindien außer dem süd

indischen noch zwei weitere Faunengebiete, eines im Nordosten und eines im Nordwesten.

Das nordöstliche umfaßt Nordost-Bengalen und den östlichen Himalaya, d. h. Ost-Nepal, Sikkim und Bhutan. Hier finden wir erstlich eine große Zahl endemischer, auf das genannte Gebiet beschränkter Kriechtier-Arten. Meine Liste (Anmerkung 7 des Anhangs), welche kaum vollständig sein dürfte, namentlich was die Batrachier angeht, umfaßt 23 endemische Arten und 2 wahrscheinlich endemische Genera. Sehr viel größer noch ist in diesem nordostindischen Gebiete die Anzahl derjenigen Arten, welche, obschon im übrigen Vorderindien fehlend, ihm doch nicht ausschließlich zukommen, sondern mit mehr oder minder großen Teilen von Hinterindien gemeinsam sind. Manche davon reichen nur bis Assam oder Burma, andere gehören ganz Hinterindien an; viele gehen darüber hinaus in den indoaustralischen Archipel hinein. Mein Verzeichnis dieser der Nordostecke Vorderindiens mit dem hinterindischen Gebiete gemeinsamen Arten umfaßt nicht weniger als 67 Species (Verzeichnis in Anmerkung 8 des Anhangs). Viele davon gehören spezifisch hinterindisch-archipelagischen und hinterindisch-chinesischen Gattungen an.

Aus diesen stattlichen Listen von Kriechtieren, welche entweder der Nordostecke von Vorderindien eigentümlich oder ihr ausschließlich mit dem hinterindischen Gebiete gemeinsam sind, ist leicht zu erkennen, daß wir hier in ein Faunengebiet eintreten, welches sich vom übrigen Vorderindien unterscheidet. Da es aber in der Natur nirgends scharfe Grenzen gibt, so ist nicht zu verwundern, daß einzelne dieser Formen nicht am Ost-Himalaya Halt machen, sondern sich längs diesem Gebirgszug weiter nach Westen verbreitet haben. Als Beispiel sei die Gattung Acanthosaura genannt, welche von Hinterindien aus einige Vorposten bis in den Zentral- und WestHimalaya vorgeschoben hat. Andere strahlen mehr oder minder weit nach Bengalen hinein, südwestwärts bis Orissa.

Ein ganz anderes Faunenbild tritt uns nun entgegen, wenn wir uns nach dem nordwestlichen Vorderindien wenden und die Kriechtierwelt des West-Himalaya, der Nordwestprovinzen, des Pundschab, Sind und Kutsch betrachten. Wiederum treten uns hier eine ganze Reihe von Arten entgegen, welche dem ganzen genannten Gebiete eigentümlich oder auf mehr oder minder große Teile desselben beschränkt sind; manche reichen nach Zentral-Indien hinein.

Meine kaum vollständige Liste (Anmerkung 9 des Anhangs) umfaßt 25 Arten.

Ganz entsprechend nun, wie wir es im Nordosten Vorderindiens, in Bengalen und im Ost-Himalaya, gefunden haben, daß die große Masse der Fauna mit hinterindischen Formen übereinstimmt, zeigen sich im Nordwesten eine Menge von Arten und Gattungen, die mit den westlichen und nordwestlichen Gebieten, Belutschistan, Afghanistan, Persien, Transkaspien, Kleinasien, Arabien, ja mit NordAfrika, gemeinsam sind. Meine Liste (s. Anmerkung 10 des Anhangs) weist 43 solche Arten, meist westlichen Gattungen angehörig, auf (die bis Süd-Indien reichenden westlichen Arten sind naturgemäß darin nicht aufgenommen).

Mögen nun in diesen Kriechtierlisten auch eine Anzahl von Arten fehlen, so ist doch das Resultat vollkommen gesichert, daß wir im heutigen Vorderindien für diese Tiergruppe drei Faunengebiete zu unterscheiden haben, ein ceylonisch-süd-indisches, nordwärts längs der westlichen Ghats bis in die Gegend von Bombay reichendes, ein nordöstliches in Ost-Bengalen und im Ost-Himalaya und ein nordwestliches im West-Himalaya und im nordwestlichen Indien. Das übrige Vorderindien, der Zentral-Himalaya, die zentrale Indus-Gangesebene, der Dekkan und der nordöstliche Teil der eigentlichen Halbinsel stellen sich nicht als eigne Gebiete diesen gegenüber dar, sondern sind bloß als Mischgebiete aufzufassen. Im Himalaya kommen außerdem noch nördliche, europäisch-asiatische Elemente hinzu.

Wir kehren nach diesem vorderindischen Exkurs zu Ceylon zurück. Arten, denen es möglich gewesen ist, sich über ganz oder fast ganz Vorderindien zu verbreiten, finden sich in der Regel auch auf Ceylon. Zunächst gibt es eine kleine Gruppe von Arten, welche ceylonisch-vorderindisch sind, ohne gegenwärtig eine weitere Verbreitung über Vorderindien hinaus zu besitzen, oder dessen Grenzen nur wenig überschreiten. Bei manchen läßt sich ihre ursprüngliche Herkunft erraten, indem sie in Vorderindien teilweise auf die westliche, teilweise auf die östliche Hälfte beschränkt sind; sie bilden somit sicherlich kein spezifisch Ceylon-vorderindisches Element. Es gehören zu dieser Gruppe 1 Schildkröte, 5 Saurier, 7 Schlangen und 1 Frosch (Liste A IV). Davon findet sich Testudo elegans SCHOEPFF nur im westlichen Teile des Nordens von Vorderindien, ebenso Chamaeleon calcaratus MERR. (über diese Art später noch ein mehreres), welcher im Osten nur Südwest-Bengalen erreicht, wie auch Coluber

helena DAUD.; weiter ist Lycodon striatus (SHAW) eine Form des westlichen Vorderindiens, die sogar darüber hinaus bis Transkaspien geht. Andrerseits fehlen im Nordwesten Vorderindiens Polyodontophis subpunctatus (D. et B.), Macropisthodon plumbicolor (CANT.) und Dipsadomorphus forstenii (D. et B.). Varanus bengalensis (DAUD.) reicht möglicherweise nach Burma hinein nach ANNANDALE (7).

Ferner sind 3 Genera wesentlich Ceylon-vorderindisch, die Agamiden-Gattung Sitana, die Lacertiden-Gattung Cabrita, welche der spezifisch westlichen Eremias nahe steht (BLANFORD, 23, p. 293), und unter den Amphibien die Engystomatiden-Gattung Cacopus. Diese fehlt aber im ganzen westlichen Teile des nördlichen Indiens und geht bloß im Osten über Ganjam nach Calcutta, ist also wohl eigentlich richtiger als eine Ceylon-süd-indischeGattung aufzufassen.

Unter den Mollusken dürfte Ariophanta (sehr zweifelhaft Euplecta) eine Gattung sein, die auf Ceylon und ganz Vorderindien beschränkt ist. Unter den Säugetieren scheint dies wesentlich die Gattung Melursus zu sein, nebst einer Anzahl Species weiter verbreiteter Genera. Es ergibt sich somit, daß Ceylon und Vorderindien zusammen keine faunistische Einheit bilden.

Sehr groß dagegen ist die Zahl der Arten und Gattungen, welche Ceylon, ganz Vorderindien (mit oder ohne den Himalaya) und Hinterindien ganz oder teilweise zukommen. Sehr viele reichen darüber hinaus und bewohnen auch den ganzen indo australischen Archipel oder wenigstens seine westliche Hälfte. Diese Verbreitung zeigen 27 Kriechtierarten, nämlich 2 Crocodile, 2 Schildkröten, 5 Eidechsen, 14 Schlangen und 4 Amphibien (Liste A V). Hierzu nicht weniger als 14 Gattungen: Emyda, Calotes, Chersydrus, Macropisthodon, Lycodon, Simotes, Dendrophis, Dendrelaphis, Hypsirhina, Cerberus, Dryophis, Bungarus, Callophis und Microhyla. Einige dieser 14 Genera gehen ostwärts bis Neuguinea, ja bis Nord-Australien. Zwei weitere haben zwar im asiatischen Gebiet dieselbe Verbreitung wie die eben aufgeführten, kommen aber außerdem noch in Zentral- und Südamerika vor: Nicoria und Lachesis. Die Karte II gibt das Verbreitungbild für diese Arten und Gattungen, wobei aber zu bemerken, daß manche davon nur Teile von Hinterindien bewohnen und nicht in den Archipel hineingehen, andere im Nordwesten von Vorderindien nicht so weit reichen, wie es die Karte zeigt, oder auch noch etwas weiter nach Westen hinausgreifen.

Wir müssen nun die Verbreitung dieser 16 Gattungen im einzelnen besprechen.

Emyda. Ceylon, Vorderindien und Burma, Pegu.

Calotes. Ceylon, Vorderindien, Hinterindien und indoaustralischer Archipel ostwärts bis Timorlaut. Der Schwerpunkt der Gattung liegt einerseits in Hinterindien von Assam an, andrerseits in CeylonSüd-Indien, während das nördliche Vorderindien nur von einer weitverbreiteten Art, C. versicolor (DAUD.), bewohnt wird, welche nicht nur in Ceylon, ganz Vorder-, Hinterindien und Süd-China vorkommt, sondern auch als isolierter Vorposten der Gattung westwärts bis Afghanistan und Belutschistan geht. Ceylon besitzt 5 eigne Arten, Süd-Indien 3, und überdies gibt es 2 weitere, welche Ceylon-SüdIndien und Hinterindien, und 1, welche Süd-Indien und Hinterindien gemeinsam sind. Andrerseits leben im hinterindischen Gebiet etwa 10 eigne Arten.

Chersydrus bewohnt nach der Literatur mit seiner einzigen Species die Brackwassergebiete und Küsten von Ceylon, Süd-Indien, Hinterindien und den Archipel bis Neuguinea. Es ist aber kaum möglich, daß diese halbmarine Schlange im nördlichen Vorderindien fehlen kann. Andrerseits ist eben wegen dieser Lebensweise der tiergeographische Wert dieser Gattung unbedeutend.

Macropisthodon. Ceylon, Vorderindien nordwärts bis zum 30.o, Hinterindien, indoaustralischer Archipel bis Celebes.

Lycodon. Ceylon, Vorder- und Hinterindien, Süd-China, indoaustralischer Archipel, nach Osten zu in Flores und Timor ausklingend. Das Schwergewicht liegt in Ceylon-Süd-Indien einerseits mit 6 Arten, wovon 4 endemisch sind, und andrerseits in Hinterindien und dem Archipel mit etwa einem Dutzend Arten, worunter zahlreichen endemischen, wogegen das zentrale und nördliche Vorderindien nur Arten weiterer Verbreitung beherbergt. Eine einzige Art, L. striatus (SHAW), geht westwärts über Vorderindien hinaus bis Transkaspien.

Simotes. Diese Gattung ist wesentlich hinterindisch (mit Einschluß von Süd-China) und archipelagisch, mit 1 Art Timorlaut erreichend. Bengalen und der Ost-Himalaya haben einige hinterindische Arten, eine bewohnt ganz Vorderindien und Ceylon. Ceylon selbst hat keine endemische Art, Süd-Indien nur eine. Weiter gibt es 2 Arten, splendidus GTHR. und octolineatus (SCHNEID.), welche Süd-Indien mit Hinterindien gemeinsam sein sollen. WALL (145 c, p. 714) bezweifelt aber, und wohl mit Recht, ihr Vorkommen in SüdIndien, indem es auf Fundortsverwechslungen beruhen soll.

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