Imágenes de páginas
PDF
EPUB

OLDHAM'S (114, p. 211): „Wir sehen demnach, daß während des ganzen spätern Teils des Paläozoicums und durch die ganze mesozoische Ära hindurch ein zusammenhängender Streifen trockenen Landes über das Gebiet hin, welches heute der indische Ozean einnimmt, sich erstreckte, ein Land, das endlich in der tertiären Periode sich auflöste und unter die See sank."

Eine Landverbindung in der spätern Kreidezeit und im Tertiär zwischen Südafrika, Madagaskar und Süd-Indien ist nach meiner Meinung auszuschließen, angesichts der Verschiedenheit der beidseitigen Faunen. Eine solche im Paläozoicum und im ältern Mesozoicum würde dagegen aus der heutigen Lebewelt, von deren Verbreitung unsere Arbeit ausgeht, jedenfalls nicht mehr abzulesen sein. Die Entscheidung über eine solche fällt ganz und gar in den Bereich der Geologie, und es liegt mir fern, sie bestreiten zu wollen. Aus dieser Arbeit wird aber soviel hervorgehen, daß wir zur Erklärung der heutigen Tierverbreitung eines Lemuriens nicht bedürfen, sondern daß auf einfachere Weise eine befriedigende Lösung der allerdings komplizierten Verbreitungsphänomene gefunden werden kann, ganz abgesehen davon, daß sich bis jetzt aus den Lotungen keine Anzeichen einer den indischen Ozean durchsetzenden Bank als Rest einer alten Landverbindung ergeben haben (114, p. 212). Dagegen halte ich es für sehr wahrscheinlich, daß die verschiedenen Inselgruppen zwischen Ceylon-Süd-Indien und Madagaskar, die Malediven, Tschagos usw., in verhältnismäßig junger Zeit eine größere Ausdehnung gehabt haben als gegenwärtig und daß über diese einander mehr als heute genäherten Inseln flugfähige Tiere wie Pteropus und eine Anzahl Vogelgattungen modernen südost-asiatischen Gepräges ihre Wanderung westwärts bewerkstelligen konnten nach den Maskarenen, Madagaskar usw. Ebenso mag auch auf diesem Wege Wanderung in umgekehrter Richtung stattgefunden haben.

Geologische Geschichte von Vorderindien und Ceylon.

Wir wenden uns nun in Kürze der geologischen Geschichte Vorderindiens und Ceylons zu, um die Frage zu prüfen, ob uns diese eine Erklärung für die komplexen Verbreitungsphänomene der heutigen Lebewelt zu geben vermag, wobei ich mich, wie im Vorhergehenden, an die Darstellung von OLDHAM (114) und Süss (137) anlehne, welche die Arbeiten der indischen Feldgeologen zusammen

fassen. Vergleiche auch MEDLICOTT u. BLANFORD'S Manual of the Geology of India (103).

Die indische Halbinsel südlich der Indus-Ganges-Ebene und die Insel Ceylon waren seit dem Ende des Paläozoicums Festland, indem aufgelagerte marine Sedimente bloß in der Nähe der Küsten sich nachweisen lassen. So finden sich, wie schon gesagt, in der Nähe der Ostküste Süd-Indiens littorale marine Deposita aus dem Ende der Jurazeit und aus der Kreide, die große Stabilität eben dieser Küste beweisend. An der Westküste der Halbinsel sind keine ältern Sedimente als ober- und nachtertiäre nachgewiesen, mit Ausnahme der Kreideschichten des untern Nerbudda-Tales im Nordwesten. Seit dem Ende des Paläozoicums ferner fanden keine wesentlichen Kompressionen der Schichten mehr statt; die Berge der Halbinsel und Ceylons (das uralte Faltengebirge Arawalli im Nordwesten schließen wir hier aus) sind vielmehr Reste großer erodierter Tafelländer, keine Gebiete spezieller Erhebung; wohl aber haben ausgedehnte Verwerfungen und Senkungen stattgefunden. Das jüngste Zeichen ausgedehnter tangentialer Bewegung sind nach Süss (137, Vol. I, p. 519) trotz ihrem hohen Alter die Ostghats im Süden der Halbinsel, an deren Faltung Windhyaschichten teilnehmen. In bezug auf die westlichen Ghats scheint mir ein Widerspruch zu bestehen, indem sie nach OLDHAM (114, p. 495) sich erst im mittlern Tertiär sollen erhoben haben, während sie Süss (137, Vol. I, p. 517) als Tafelrand auffaßt, als ein Abbruchrand der angenommenen alten Verbindung mit Madagaskar-Süd-Afrika.

Die Gneißserie bedeckt auf Ceylon und in der Halbinsel eine größere Area als alle jüngern Schichten zusammen und bildet das Fundament aller letztern. In der Halbinsel liegen auf den Gneißen und in diese hineingefaltet lange Bänder gestörter, fossilloser, metamorpher Schichten, alte Schiefer und Quarzite, das sogenannte Übergangsgebirge. Hierauf folgen ältere paläozoische, gleichfalls fossillose Systeme, als Kuddapah- und Windhya-Systeme bekannt. Das obere Paläozoicum und das frühe und mittlere Mesozoicum anderer Länder sind in der indischen Halbinsel durch ein großes System von Schichten repräsentiert, das bereits oben genannte GondwanaSystem (Unter- und Obergondwana), welches mit Ausnahme einiger Stellen längs der Ostküste ganz aus Süßwasserbildungen zu bestehen scheint, welche die Reste von Reptilien, Amphibien, Fischen und mehreren sukzessiven Floren enthalten. Mit den Gondwanaschichten schließen praktisch in der Halbinsel die sedimentären Bil

dungen ab, mit Ausnahme jener kleinen, bereits genannten cretaceischen Areas längs der Ostküste und im untern Nerbudda-Tal. Hierzu kleine Fetzen marinen Tertiärs und Posttertiärs in der Nähe der West- und Südküste der Halbinsel und subrezente marine Bildungen an den Ceylon-Küsten, besonders im Norden (davon später).

Die vorderindische Halbinsel, mit Einschluß von Ceylon, erscheint somit als ein ungeheuer altes Festland. Dieses stand nordostwärts nach OLDHAM mit einem Gebiete ähnlicher Beschaffenheit in Verbindung. Dieselben Elemente (Süss, 137, Vol. 1, p. 516), aus welchen die Halbinsel aufgebaut ist, setzen sich nämlich über den Ganges nach Assam weit nach Ostnordost fort (Schillongplateau); auch der überschobene Außenrand des Ost-Himalaya stimmt, wenn auch nicht nach seinem Bau, so doch seiner Gesteinsfolge nach, mit der Halbinsel (südlich der Indus-Ganges-Ebene) überein. Wir gewinnen somit den Eindruck, daß durch die ganze Sekundärzeit hindurch, nur mit unbedeutenden Unterbrechungen, eine freie Kommunikation bestand zwischen der vorderindischen Halbinsel nordostwärts nach dem hinterindischen Gebiete. Ceylon, das, soweit bekannt, gleichfalls keine marinen, mesozoischen Ablagerungen aufweist, hat ohne Zweifel in jener Zeit mit Süd-Indien ein gemeinsames Plateau-land gebildet.

Die Alluvialmasse der Indus- und Ganges-Ebene, welche nach OLDHAM rund 300 000 englische Quadratmeilen bedeckt, was etwa dem vierten Teile von Indien (ohne Burma) entspricht, entzieht durch ihre enorme Mächtigkeit dem Geologen das Studium des Untergrundes; doch spricht nichts gegen die Annahme, daß während Juraund Kreideperiode hier, wenigstens zeitweilig, zum größten Teil festes Land war, das mit der Halbinsel in Verbindung stand.

Dagegen finden wir im Nordwesten von Vorderindien eine bedeutende marine Entwicklung mesozoischen Alters. Dem fluviatilen Gondwana-System der Halbinsel werden marine Schichten in der Salzkette, Nordwest-Indien und im Zentral-Himalaya gleichgesetzt (Carbon bis Trias). In Kutsch und nordwärts längs des ArawalliGebirges unter der Ebene von Radschputana sind jurassische Ablagerungen bekannt und eine Reihe von Zonen des mittlern und obern Jura nachgewiesen worden (Süss, 1. c., p. 531). „Es deuten aber Reste von Landpflanzen, welche mehreren Abteilungen dieser Meeresschichten eingestreut sind, darauf hin, daß die Küste des Festlandes nicht ferne war." Gelegentlich muß also Festland auch

im Nordwesten von Vorderindien im Verlaufe des Mesozoicums bestanden haben.

Diesem zeitweiligen indischen Festlande kam nun von Westen her die große afrikanische Tafel entgegen, ein durch gemeinsame Merkmale ausgezeichnetes Stück der Erdoberfläche (Süss, 1. c., p. 484). Diese sind flache Lagerung der Schichten, indem Störungen nur durch Senkung, namentlich große Grabenversenkungen, nicht aber durch tangentiale Faltung eintreten, weiter Fehlen der ganzen Reihe von Ablagerungen zwischen dem Schluß der paläozoischen Zeit und der cenomanen Stufe. Diese Tafel reicht vom atlantischen Ozean durch das ganze breite jetzige Saharagebiet südlich von der gefalteten nord-afrikanischen Zone zum Golf von Gabes, weiter über Ägypten und Somaliland, Syrien und Arabien bis an den Euphrat und an den persischen Golf.

Wir erhalten somit ein, wenn auch in seinen Umrissen uns zwar nicht bekanntes, aber zeitweilig für Tieraustausch gewiß geeignetes, mesozoisches Festland von Afrika bis Vorder- und weiter bis Hinterindien, welches Gebiet erst durch die Transgression des cenomanen Meeres intensiv gestört wurde. Schichten, der mittlern und namentlich der obern Kreide angehörig, bedecken große Teile der genannten afrikanischen Tafel und des nordwestlichen Indiens (Bagh beds), ebenso wie des nördlichen Hinterindiens (Burma). In dieser Periode (Süss, 137, Vol. 1, p. 537) reichte ein offenes breites Meer von Europa und Nord-Afrika über Arabien usw. bis ins Nerbudda-Tal, andrerseits von Burma aus bis an das Schillongplateau, südlich vom Brahmaputra. Vor dieser Zeit aber muß gelegentlich festes Land von Afrika bis Indien vorhanden gewesen sein. Dieser alten, erst durch das Cenoman-Meer gründlich und für lange Zeit unterbrochenen Landmasse von Afrika bis Hinterindien möchte ich für Tier- und Pflanzenverbreitung eine wichtige Rolle zuschreiben, in der Annahme, daß dieses gewaltige Areal eine ziemlich gleichartige Lebewelt besessen habe. Wir werden später prüfen, ob in der heutigen Tierwelt Ceylons und Vorderindiens und andrerseits Afrikas sich noch Spuren dieser alten Kontinentalmasse nachweisen lassen und welche Formen aus den uns hier speziell interessierenden Tiergruppen etwa hierher gehören könnten. Zunächst verfolgen wir die geologische Geschichte Indiens weiter.

Während das Meer der spätern Kreidezeit Vorderindien gegen Westen zu vollständig isolierte und im Osten das burmanische Kreide

meer bis zum Südrand des Schillongplateaus reichte (Süss, 1. c., p. 528), bildeten Ceylon und die vorderindische Halbinsel ein ununterbrochenes Ganzes, welches nordostwärts über Assam noch mit dem hinterindischen Gebiete, soweit dieses nicht von der cenomanen Transgression betroffen war, in Verbindung stand und ohne Zweifel eine einheitliche Lebewelt beherbergte.

Nun aber trat mit dem Ende der Kreidezeit und im Eocän ein Ereignis ein, welches auf die Lebewelt Vorderindiens den. tiefgreifendsten Einfluß ausüben mußte, nämlich die gewaltigen vulkanischen Ergüsse des sogenannten DekkanTrapps. Diese ungeheuren Massen horizontal die ältern Felsarten überlagernder Laven und Aschen, die bei Bombay ihre größte Mächtigkeit von über 6000', weiter nördlich und südlich noch 2-2500′ (OLDHAM, 114, p. 262) erreichen, bedecken heute noch ein Areal von beinahe 200 000 englischen Quadratmeilen (p. 256), den ganzen zentralen und westlichen Teil der indischen Halbinsel, südwärts bis über den 16.o hinaus und nordwestlich mit weiten Ausläufern nach Kathiawar und Sind. Gegen Norden und Osten hin löst sich diese große vulkanische Masse in Tafeln und Schollen auf; eine solche wurde noch an der Ostküste bei Radjamahendri am untern Godawari konstatiert (Süss, 1. c., p. 529).

Wie groß die Mächtigkeit und die ursprüngliche Ausdehnung dieser Lavadecke waren, bevor die Erosion ihre zerstörende Wirkung begann, ist schwer zu sagen; doch ist sie, wenn auch nicht mehr zusammenhängend, über ein Areal von beinahe 10 Breite- und 16 (114, p. 255) Längegraden hin nachgewiesen worden. Wie weit sie nordwärts in die heutige Indus-Ganges-Ebene hineinreicht, läßt sich nicht mehr bestimmen, weil die Alluvialmassen hier alle ältern Bildungen verhüllen. Nur die entferntesten Ausläufer am Cambaygolf und an der Ostküste stehen mit Meeresablagerungen in Verbindung, die große übrige Trappmasse schließt nur Land- und Süßwasserspuren ein.

Diese Trappergüsse zogen sich durch eine immens lange Periode. hin, was schon durch die zahlreichen eingelagerten Süßwasserbildungen erwiesen wird. Das Land scheint damals mit zahlreichen Seen und Sümpfen bedeckt gewesen zu sein, in welche sich die Asche- und Lavamassen ergossen, um erkaltend die Unterlagen neuer Seen und Sümpfe zu bilden. Während die tiefern Süßwassereinlagerungen noch Reste von Pflanzen und Tieren (Mollusken) enthalten, folgt dann eine lange Periode ohne lebende Wesen, und erst

« AnteriorContinuar »